15.11.2024
Robert F Kennedy Jr Gesundheitsminister Ernennung und Impfskepsis

Die Nominierung von Robert F. Kennedy Jr. zum Gesundheitsminister durch den gewählten US-Präsidenten Donald Trump hat für heftige Reaktionen gesorgt und die Aktienkurse von Pharmaunternehmen belastet. Wie die F.A.Z. berichtet, wird der 70-jährige Kennedy, ein Mitglied der bekannten Politikerfamilie, als Impfgegner wahrgenommen. Er selbst bezeichnet sich als Impfkritiker, der auf einer evidenzbasierten Bewertung der Sicherheit von Impfstoffen bestehe.

Sollte der Senat Kennedy bestätigen, würde er ein Ministerium mit 80.000 Mitarbeitern leiten. Dieses reguliert Lebensmittel und Medikamente, entscheidet über Kostenerstattungen durch die staatlichen Krankenversicherungen, bekämpft Infektionen und organisiert die medizinische Forschung. Ärzte im ganzen Land, wie Apu Akkad, Infektionsspezialist an der University of Southern California, äußerten ihre Besorgnis über die Nominierung und bezeichneten sie als „schrecklichen Tag für die öffentliche Gesundheit“.

Kennedys Ablehnung von Impfungen zeigt sich in verschiedenen Aussagen. So wiederholte er beispielsweise 2023 in einem Interview mit Fox News die von ihm und seiner Organisation Children’s Health Defense verbreitete Behauptung, Autismus werde durch Impfungen verursacht. Demgegenüber stehen jahrelange Forschungsergebnisse, die keinen Zusammenhang zwischen Impfungen im Kindesalter und Autismus belegen. Auch eine umfassende Analyse der Impfstoffsicherheit aus dem Jahr 2021 fand keine neuen Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen nach Impfungen.

Kennedy äußerte sich in einem Podcast-Interview 2023, dass es keinen sicheren und wirksamen Impfstoff gebe. Es gibt jedoch auch Stimmen, die positive Aspekte in Kennedys Wirken sehen. Der Infektionsspezialist Martin Kulldorff, ein Befürworter von Impfungen, betont Kennedys erfolgreichen Einsatz für die Entfernung von Quecksilber aus Kinderimpfstoffen.

Kennedy vertritt weitere umstrittene Positionen. Er vermutet einen Zusammenhang zwischen Chemikalien im Wasser und der Geschlechtsidentität von Kindern, zweifelt an HIV als Auslöser von Aids und sieht einen Zusammenhang zwischen Antidepressiva und Massenschießereien in den USA. Außerdem kämpft er gegen die Fluoridierung von Trinkwasser zur Kariesprävention. Hier findet sein Widerstand allerdings wissenschaftliche Unterstützung, da neuere Forschungsergebnisse den Nutzen der Fluoridierung in Frage stellen und die Nebenwirkungen als größer einschätzen als bisher angenommen.

Trump hatte Kennedy im Wahlkampf „freien Lauf“ in Gesundheits- und Ernährungsfragen versprochen. Die Nominierung des Impfkritikers ist nicht ohne Widersprüche. Die schnelle Entwicklung von Corona-Impfstoffen unter der Trump-Regierung, vorangetrieben durch das von Trump initiierte "Warp Speed"-Programm, gilt als einer der größten Erfolge seiner Amtszeit.

Die Impfskepsis ist ein Thema, das die amerikanische Gesellschaft spaltet. Wie der Tagesspiegel im März 2021 berichtete, weigern sich große Teile der Bevölkerung, sich impfen zu lassen, trotz ausreichender Impfstoffversorgung und Impfkampagnen. Diese Skepsis wird von einigen rechten Gruppen angefeuert und gefährdet die Erfolge im Kampf gegen die Pandemie. Die Impfskeptiker haben somit großen Einfluss darauf, wie schnell die USA die Pandemie überwinden können. Rechtsextreme Gruppen verbreiten gezielt Falschinformationen über die Impfstoffe, um der Regierung zu schaden und das Vertrauen in die Institutionen zu untergraben.

Die Impfskepsis ist nicht nur ein amerikanisches Phänomen. Auch in Deutschland ist das Thema umstritten. Wie die taz in einem Artikel vom Dezember 2021 berichtet, herrscht in deutschsprachigen Ländern ein großes Misstrauen gegenüber Impfungen. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von historisch-kulturellen Einflüssen bis hin zu Politikversagen. Die niedrige Impfrate in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern zeigt die Dimension des Problems.

Wie man mit Impfskeptikern im persönlichen Umfeld umgeht, erläutert der Psychologe Philipp Schmid im Interview mit dem SZ-Magazin. Er rät dazu, auf Konfrontation zu verzichten und stattdessen zuzuhören und Fragen zu stellen, um die Ängste und Sorgen der Betroffenen zu verstehen. Nur so könne man eine Polarisierung vermeiden und im besten Fall zu einer informierten Entscheidung beitragen.

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