Kurz vor Weihnachten zeigt sich die Situation bezüglich Corona und Grippe in Bayern vergleichsweise ruhig. Die Viruslast im Abwasser ist laut bayerischem Abwassermonitoring an den meisten Messstellen deutlich geringer als im Vorjahr. Auch die Grippe-Aktivität ist aktuell noch überwiegend niedrig. (https://www.zeit.de/news/2024-12/22/lage-bei-corona-und-grippe-vor-weihnachten-relativ-entspannt)
Oliver Keppler, Virologie-Professor am Max von Pettenkofer-Institut und Sprecher des Überwachungsnetzwerks Bay-VOC, das auch das Abwassermonitoring betreibt, bestätigt diese Einschätzung. "Wir sehen bei Corona nicht mehr die massiven Wellen, die wir in der Vergangenheit hatten", erklärt Keppler. Die abgeschwächten Wellen und die geringere Zahl gleichzeitig erkrankter Personen deuteten auf eine verbesserte Immunität in der Bevölkerung hin. Keppler mahnt jedoch zur Vorsicht bei der Interpretation der Abwasserdaten. Diese seien zwar ein Anzeichen für das Infektionsgeschehen, könnten aber durch verschiedene Faktoren, wie zirkulierende Virusvarianten oder die hauptsächlich betroffene Altersgruppe, beeinflusst werden. Die aktuellen Werte decken sich jedoch mit den Meldungen an das Robert Koch-Institut (RKI), wie verschiedene Medien berichten.
Auch bei den Influenzaviren, den Auslösern der Grippe, die seit etwa einem Jahr ebenfalls im Abwasser überwacht werden, sei ein leichter Anstieg auf immer noch sehr niedrigem Niveau zu verzeichnen, so Keppler. Dies entspreche dem typischen saisonalen Verlauf der Grippe, die ihren Höhepunkt meist im Februar oder März erreicht. Generell sei bei Atemwegserkrankungen derzeit ein Anstieg zu beobachten, was laut Keppler saisonüblich sei. Er bezieht sich hierbei allerdings nicht auf Abwassermessungen, sondern auf andere, nicht näher benannte Datenquellen.
Die Möglichkeiten der Abwasseranalyse werden kontinuierlich weiterentwickelt. Mittlerweile könnten im Labor problemlos 14 verschiedene virale Krankheitserreger in Abwasserproben nachgewiesen werden, so Keppler. Ein neues Verfahren erlaube die gleichzeitige Bestimmung mehrerer Erreger mit geringem Aufwand. Im kommenden Jahr soll beraten werden, welche Viren zukünftig in Bayern überwacht werden sollen.
Auch andere Medien, wie die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Landeszeitung, berichten über die entspannte Corona- und Grippesituation vor Weihnachten und zitieren dabei ebenfalls Oliver Keppler. Der MDR hingegen berichtet von einem deutlichen Anstieg gemeldeter Influenza-Infektionen in der Woche bis zum 10. Dezember 2023 und weist auf die weiterhin hohe Zahl an Coronainfektionen hin.
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