Die vom Westen aufgrund des Ukraine-Krieges verhängten Sanktionen belasten die russische Luftfahrtindustrie zunehmend. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 08.12.2024 berichtete, sind bereits Flugzeuge stillgelegt worden. Die Branche, die traditionell eng mit dem Westen verbunden ist, insbesondere durch Leasingverträge mit Airbus und Boeing, steht vor erheblichen Schwierigkeiten.
Zunächst schien Russland die Auswirkungen der Sanktionen abmildern zu können. Präsident Putin erließ ein Dekret, das es russischen Fluggesellschaften ermöglichte, geleaste Flugzeuge im Land neu zu registrieren, was einer Enteignung gleichkam. Die langfristigen Konsequenzen der Sanktionen werden jedoch immer spürbarer.
Laut einem Bericht der Frankfurter Rundschau (FR) vom 18.11.2024 könnten bis zu 30 russische Fluggesellschaften, die rund 26 Prozent des inländischen Passagieraufkommens bedienen, im Jahr 2025 Insolvenz anmelden. Die hohen Leasing-Schulden für die vormals in Bermuda, Irland und anderen europäischen Ländern registrierten Flugzeuge stellen eine enorme Belastung dar. Lediglich größere Airlines wie Aeroflot und Ural Airlines konnten mit Unterstützung des russischen Wohlstandsfonds geleaste Maschinen zurückkaufen. Die FR bezieht sich dabei auf die russische Zeitung Izvestia, die vor einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage der Fluggesellschaften warnt, sobald die Leasing-Verbindlichkeiten zu hoch werden.
Der Merkur berichtete bereits am 06.05.2022 (dpa) über die Folgen der Sanktionen. Die gegenseitigen Luftraumsperren für russische Flugzeuge in der EU und europäische Flugzeuge in Russland führten zu längeren Flugzeiten und höheren Ticketpreisen. Das gravierendere Problem liegt jedoch im Mangel an Ersatzteilen für die im Ausland gekauften Flugzeuge. Die EU verhängte ein Embargo auf den Export von Gütern und Technologien für die Luft- und Raumfahrtindustrie. Wartung und Versicherung russischer Maschinen in Europa sind ebenfalls nicht mehr möglich. Der Merkur zitiert den Luftfahrtexperten Gerald Wissel, der einen Rückfall der russischen Luftfahrt um 10 bis 20 Jahre prognostiziert.
Airliners.de analysierte am 6. Mai 2024 Flugdaten russischer Airlines und kam zu dem Schluss, dass die Sanktionen nur eine begrenzte Wirkung entfalten. Die Anzahl der Flüge ging zwar im ersten Kriegsjahr zurück, stabilisierte sich jedoch im darauffolgenden Jahr wieder. Experten vermuten, dass Russland Schlupflöcher im Sanktionssystem nutzt, zum Beispiel durch den Weiterverkauf gebrauchter Ersatzteile aus ausrangierten Flugzeugen, der keiner behördlichen Kontrolle unterliegt.
Die Deutsche Welle (DW) berichtete am 04.03.2022 über die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die globale Luftfahrt. Die Sanktionen und die Sperrung des russischen Luftraums führen zu längeren Flugstrecken und höheren Kosten für Flüge nach Asien. Besonders betroffen sind Fluggesellschaften mit einem hohen Anteil an Asien-Verbindungen, wie Lufthansa, British Airways und Air France/KLM. Auch die Luftfracht ist stark beeinträchtigt, da Frachtflugzeuge nicht über die gleichen Reichweitenreserven wie moderne Passagierjets verfügen. Die DW zitiert den Luftfahrtexperten Heinrich Großbongardt, der die Mehrkosten pro Flug auf über 10.000 Euro schätzt.
Die FAZ berichtete am 08.12.2024 zudem über die Forderung des designierten US-Präsidenten Donald Trump nach einer "sofortigen Waffenruhe" in der Ukraine nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj in Paris. Dieser Aspekt verdeutlicht die politischen Implikationen des Konflikts und deren indirekten Einfluss auf die russische Luftfahrtindustrie.
Quellen: