Die Säureattacke auf den ehemaligen Energiemanager Bernhard Günther im Jahr 2018 hat nicht nur in Deutschland für Entsetzen gesorgt, sondern wirft auch Fragen zu den Motiven und Hintergründen der Tat auf. Der Vorfall ereignete sich am 4. März 2018, als Günther, der damals Finanzchef des Energiekonzerns Innogy war, nach einem Joggingausflug in Haan bei Düsseldorf überfallen wurde. Zwei Täter lauerten ihm auf und überschütteten ihn mit hochkonzentrierter Schwefelsäure, was zu schweren Verletzungen führte und ihn zeitweise in Lebensgefahr brachte.
Bernhard Günther wurde durch den Angriff schwer verletzt; Teile seiner Gesichtshaut und Augenlider mussten transplantiert werden. Der Manager berichtete, dass er nach dem Überfall schnell reagierte, indem er versuchte, die Säure von seinem Gesicht zu waschen und den Notruf zu wählen. Die medizinische Behandlung war langwierig und erforderte mehrere Operationen, um die Schäden zu beheben.
Die Ermittlungen zu dem Anschlag gestalteten sich von Anfang an schwierig. Ein erster Täter, ein Belgier, wurde bereits 2022 zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Der zweite Täter, der nun ebenfalls verurteilt wurde, erhielt eine Strafe von elf Jahren. Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe bestätigte die Entscheidung des Landgerichts Wuppertal, das im Februar 2024 das Urteil gegen den zweiten Täter fällte. Die Richter stellten fest, dass die beiden Männer in der Absicht handelten, Günther zu entstellen und ihm möglicherweise das Augenlicht zu nehmen.
Ein entscheidender Wendepunkt in den Ermittlungen war ein anonymer Hinweisgeber, der für Informationen über die Täter eine Belohnung von fast 200.000 Euro erhielt. Dieser Hinweisgeber gab an, dass ein hochrangiger Manager aus der deutschen Energiewirtschaft hinter dem Anschlag stecken könnte, was die Ermittlungen in eine neue Richtung lenkte. Günther selbst hat stets betont, dass er vermutet, die Attacke sei von einem beruflichen Rivalen in Auftrag gegeben worden.
Trotz der Verurteilungen bleibt die Identität des Auftraggebers unklar. Günther und seine Anwälte setzen alles daran, die Verantwortlichen hinter der Tat zu finden. Es gibt Hinweise, dass der Auftraggeber ein hochrangiger Manager sein könnte, der Günther als Konkurrenz ansah. Diese Vermutung wurde durch die Aussagen des Hinweisgebers untermauert, der jedoch keine konkreten Namen nennen wollte, aus Angst vor möglichen Konsequenzen.
Der Anschlag hat nicht nur das Leben von Bernhard Günther nachhaltig verändert, sondern auch eine breite öffentliche Diskussion über die Sicherheit von Führungskräften in der Wirtschaft ausgelöst. Viele fragen sich, wie es zu einem solchen brutalen Übergriff kommen konnte und ob ausreichend Schutzmaßnahmen für Manager und Führungskräfte vorhanden sind.
Im Jahr 2024 wurde das Urteil gegen den zweiten Täter rechtskräftig, was für Günther einen weiteren Schritt in Richtung Gerechtigkeit darstellt. Dennoch bleibt die Frage nach den Hintermännern und den Motiven hinter dem Anschlag weiterhin offen. Günther hat in mehreren Interviews betont, dass er die Hoffnung nicht aufgeben wird, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Die Säureattacke auf Bernhard Günther bleibt ein erschütterndes Beispiel für die Gefahren, die im Wettbewerb um Macht und Einfluss in der Wirtschaft lauern. Die fortdauernden Ermittlungen und die juristischen Auseinandersetzungen zeigen, dass der Fall noch lange nicht abgeschlossen ist. Die Suche nach der Wahrheit und den Hintermännern wird fortgesetzt, während Günther sich bemüht, sein Leben nach diesem traumatischen Erlebnis wieder in den Griff zu bekommen.
Quellen:
https://www.zeit.de/news/2024-08/28/saeureattacke-auf-manager-zweites-urteil-rechtskraeftig
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/thema/bernhard-guenther
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/saeure-angriff-auf-bernhard-guenther-anonymer-hinweisgeber-erhielt-rund-200-000-euro-a-9f3cc5be-990d-4711-ae1a-667031aec9ba
https://www.rnd.de/panorama/saeureanschlag-gegen-energie-topmanager-bernhard-guenther-elf-jahre-haft-BCGVODJ7O5P4RE647XI7YME6FM.html
https://www.stern.de/panorama/verbrechen/bernhard-guenther--zweiter-prozess-nach-saeureattacke-auf-manager-startet-34279432.html