9.11.2024
Schiffsrecycling in Deutschland Forderung nach gesetzlichen Regelungen

Schiffsrecycling in Deutschland: Hafenkapitäne fordern klare Regelungen

Die Entsorgung von ausgedienten Schiffen, sogenannten Schrottschiffen, stellt deutsche Häfen vor erhebliche Herausforderungen. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, beklagen Hafenkapitäne die fehlenden Möglichkeiten zum Schiffsrecycling in Deutschland. Stephan Berger, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Hafenkapitäne (VDHK), äußerte gegenüber der dpa, dass „fast jeder Hafen“ mit diesem Problem zu kämpfen habe. Der Verband fordert daher dringend die Schaffung der rechtlichen Grundlagen für ein Schiffsrecycling in Deutschland, wie ZEIT ONLINE berichtet.

Aktuell erlaubt das Abfallrecht kein Schiffsrecycling in deutschen Häfen. Umbauten von Schiffen sind zwar möglich, doch auch dabei fallen ähnliche Abfälle an wie bei der vollständigen Verschrottung. Der VDHK sieht hier einen Widerspruch und drängt auf eine Klärung der Rechtslage. Laut dpa habe der Verband die Information erhalten, dass auf Bundesebene an einer entsprechenden Regelung gearbeitet werde. Besonders im Hinblick auf die Erneuerung der staatlichen Flotten, die ebenfalls verschrottet werden müssen, sei eine Lösung dringend erforderlich.

Weltweite Praxis und europäische Entwicklungen

Weltweit werden jährlich Hunderte Hochseeschiffe abgewrackt, die Zahl steigt stetig. Die Verschrottung findet hauptsächlich in Ländern wie Bangladesch, Indien und Pakistan statt, wo die Umwelt- und Arbeitsschutzauflagen sowie die Kosten deutlich niedriger sind als in Europa. Mit der Einführung weltweit einheitlicher Regeln für das sichere und umweltfreundliche Schiffsrecycling ab Mitte 2025 soll die Wettbewerbsfähigkeit von Abwrackwerften in der EU gestärkt werden. Derzeit befinden sich diese vor allem in der Türkei.

Schiffsrecycling-Initiativen in Deutschland

In Deutschland gibt es bisher keine spezialisierten Schiffsabwrackplätze. Das Bremer Unternehmen Leviathan plante im September 2023 die Inbetriebnahme einer Anlage für emissionsarmes Schiffsrecycling auf der Stralsunder Volkswerft. Der Start verzögert sich jedoch aufgrund von Genehmigungsverfahren. Ähnliches gilt für die Emder Werft und Dock GmbH (EWD), die im März 2024 den Einstieg in das Schiffsrecycling ankündigte. Auch hier verzögert sich der Start, da das Zertifizierungsverfahren noch läuft.

Fachtagung der Hafenkapitäne

Das Thema Schiffsverschrottung war laut Berger auch Gegenstand der jährlichen Fachtagung der Hafenkapitäne in Stralsund. Zusammen mit dem Havariekommando wurde eine Havarie auf der Ostsee simuliert, die zufällig der tatsächlichen Havarie des Öltankers „Annika“ im Oktober vor Rostock sehr nahe kam.

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