1.11.2024
Schindlers Ehemaliges Wohnhaus Abrissbedroht Stadt Frankfurt Wehrt Sich

Das Wohnhaus Am Hauptbahnhof 4 in Frankfurt, in dem Oskar Schindler von 1965 bis zu seinem Tod 1974 lebte, ist von einem möglichen Abriss bedroht. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, beabsichtigt die Eigentümerin, die First Solid Rock Portfolio Sàrl mit Sitz in Luxemburg, das Gebäude abzureißen und durch ein Boardinghaus zu ersetzen. Die Mieterinnen und Mieter erhielten Ende Januar Kündigungen mit der Aufforderung, bis zum 31. Oktober auszuziehen.

Die Stadt Frankfurt erklärte jedoch, dass die Pläne der Eigentümerin nicht mit dem geltenden Bebauungsplan vereinbar seien. Dieser sehe für das Gebiet eine Wohnnutzung von mindestens 60 Prozent vor, Ausnahmen seien nicht zulässig. Ein Boardinghaus würde an dieser Stelle nicht genehmigt werden, so die Leiterin der Bauaufsicht, Simone Zapke, gegenüber der FAZ. Bisher seien weder ein Bauantrag noch eine Bauvoranfrage oder ein Abbruchantrag eingereicht worden.

Die Kündigungen der Mieter seien aufgrund der baurechtlichen Situation nicht mehr gültig, erklärte Kai Schönbach, Leiter der Stabsstelle Mieterschutz, laut einem Bericht der Frankfurter Rundschau (FR). Die Stadt habe die betroffenen Mieter über die Rechtslage informiert und Rechtsschutzmöglichkeiten aufgezeigt. Schönbach bezeichnete die Kündigungen als „rechtlich fragwürdig“, da es sich um sogenannte Verwertungskündigungen handele, die in der Praxis schwierig durchzusetzen seien.

Planungsdezernent Marcus Gwechenberger (SPD) betonte die Bedeutung des Bebauungsplans für die Transparenz und die Schaffung eines klaren rechtlichen Rahmens. Der Wohnraum im Gebäude sei 1955 genehmigt worden und angesichts der angespannten Lage auf dem Frankfurter Wohnungsmarkt werde die Stadt den im Bebauungsplan festgesetzten Wohnraum sichern, so Gwechenberger gegenüber der FR. Die Stadt setze sich dafür ein, dass die Mieterinnen und Mieter weiterhin in dem Haus wohnen können.

Das Haus Am Hauptbahnhof 4 erlangte Bekanntheit durch seinen prominenten Bewohner Oskar Schindler, der im Zweiten Weltkrieg über 1200 jüdische Zwangsarbeiter vor der Deportation in Vernichtungslager rettete. Eine Gedenktafel am Eingang des Gebäudes erinnert an Schindlers humanitären Einsatz. Das Gebäude steht jedoch nicht unter Denkmalschutz, wie der stellvertretende Leiter des Denkmalamts, Stefan Timpe, mitteilte. Daher habe das Denkmalamt keine Handhabe, gegen einen Abriss vorzugehen.

Die Eigentümerin, die von der Frankfurter Feldhoff & Cie. GmbH vertreten wird, war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen, wie die FAZ berichtet. Im Februar hatte sie jedoch mitgeteilt, dass es für den Irish Pub im Erdgeschoss eine langfristige Lösung geben werde.

Die Situation um das Wohnhaus von Oskar Schindler bleibt weiterhin ungeklärt. Während die Stadt die Kündigungen der Mieter für unwirksam erklärt und den Erhalt des Wohnraums zugesichert hat, sind die weiteren Pläne der Eigentümerin noch unklar. Die Zukunft des historischen Gebäudes und seiner Bewohner hängt nun von den weiteren Entwicklungen und Entscheidungen der beteiligten Parteien ab.

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