19.10.2024
Schließung des Deutschen Sprachinstituts in Teheran wirft Fragen auf

Nach IZH-Schließung: Iran schließt Deutsches Spracheninstitut in Teheran

Die Schließung des Deutschen Sprachinstituts in Teheran durch die iranischen Behörden hat in den letzten Tagen für internationale Aufmerksamkeit gesorgt. Dieser Schritt wird von vielen Beobachtern als direkte Reaktion auf die Schließung des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH) interpretiert, das vor kurzem von der deutschen Bundesregierung aufgrund von Vorwürfen des Extremismus und der Propaganda gegen die Bundesrepublik geschlossen wurde.

Am Dienstag, dem 20. August 2024, versiegelten Sicherheitskräfte das Gebäude des Deutschen Sprachinstituts, das 1995 von der Deutschen Botschaft in Iran gegründet wurde. Die iranischen Behörden begründeten diese Maßnahme mit angeblichen Verstößen gegen iranische Gesetze, darunter Vorwürfe von illegalen Aktivitäten und Finanzbetrug. Laut dem Justizportal Misan wurden zwei Einrichtungen der Bundesrepublik Deutschland geschlossen, wobei die Identität der zweiten Einrichtung zunächst unklar blieb.

Das Auswärtige Amt in Deutschland reagierte umgehend auf die Schließung und bestellte den iranischen Botschafter ein. Ein Sprecher des Ministeriums erklärte, dass das Vorgehen der iranischen Sicherheitsbehörden „durch nichts zu rechtfertigen“ sei und forderte die iranische Regierung auf, den Lehrbetrieb am Deutschen Sprachinstitut sofort wieder zuzulassen. Der Sprecher betonte die Bedeutung des Sprachaustauschs für das gegenseitige Verständnis zwischen den Ländern.

Das Deutsche Sprachinstitut Teheran, das derzeit 85 Lehrkräfte beschäftigt, bietet Sprachkurse für Erwachsene und Jugendliche an und organisiert Fortbildungsseminare für Lehrer. Es ist bekannt für seine Bemühungen, die deutsche Sprache und Kultur im Iran zu fördern. Viele iranische Fachkräfte, darunter Ärzte und Krankenpfleger, haben ein großes Interesse an den Kursen, da sie planen, nach Deutschland auszuwandern. Die Schließung des Instituts hat bei den Schülern Besorgnis ausgelöst, insbesondere hinsichtlich ihrer bevorstehenden Prüfungen, die für die Beantragung von Arbeitsvisa in Deutschland erforderlich sind.

Die Schließung des Deutschen Sprachinstituts wird von vielen als Teil eines größeren Musters diplomatischer Spannungen zwischen Deutschland und dem Iran gesehen. In den letzten Jahren gab es immer wieder Vorfälle, die zu einem angespannten Verhältnis zwischen den beiden Ländern führten. Kritiker werfen dem Iran vor, ausländische Staatsbürger als politische Geiseln festzuhalten, während der Iran diese Vorwürfe zurückweist und die Festnahmen oft mit Spionagevorwürfen begründet.

Die Schließung des IZH in Hamburg, das als bedeutendes Propagandazentrum für das iranische Regime in Europa galt, führte zu einer diplomatischen Krise. Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte die Schließung des Zentrums als notwendig erachtet, um gegen die Verbreitung extremistischer Ideologien vorzugehen. Diese Entscheidung wurde von der iranischen Regierung scharf kritisiert, die Deutschland Rassismus und einen Verstoß gegen die Meinungsfreiheit vorwarf.

Die Schließung des Deutschen Sprachinstituts in Teheran könnte auch Auswirkungen auf andere deutsche Einrichtungen im Iran haben. Berichten zufolge gibt es laufende Ermittlungen gegen weitere deutsche Institutionen, was die Unsicherheit für die deutsche Präsenz im Land weiter verstärken könnte.

In den sozialen Medien äußerten viele Schüler des Instituts ihre Sorgen über die Schließung und die möglichen Folgen für ihre beruflichen Zukunftspläne. Einige berichteten, dass die Sicherheitskräfte während der Razzia despektierliche Bemerkungen über die Ausreisewilligen gemacht hätten, was die ohnehin angespannte Situation weiter verschärft.

Die Schließung des Deutschen Sprachinstituts in Teheran ist ein weiterer Schritt in einer Reihe von Maßnahmen, die die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und dem Iran belasten. Während die deutsche Regierung weiterhin auf eine Deeskalation der Situation hofft, bleibt abzuwarten, wie die iranische Regierung auf die internationalen Forderungen reagieren wird.

Die Entwicklungen in dieser Angelegenheit werden weiterhin genau beobachtet, da sie nicht nur die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und dem Iran betreffen, sondern auch die Situation der deutschen Staatsangehörigen im Iran und die allgemeine geopolitische Lage in der Region beeinflussen könnten.

Quellen: F.A.Z., tagesschau.de, Deutschlandfunk, n-tv.de, Spiegel.de, Zeit.de, Süddeutsche.de

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