Die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss in den nördlichen Bundesländern, insbesondere in Schleswig-Holstein, verzeichnet einen besorgniserregenden Anstieg. Wie die "Lübecker Nachrichten" berichten, haben im Schuljahr 2023 in Schleswig-Holstein 2499 Schülerinnen und Schüler die Schule ohne Abschluss verlassen. Dies entspricht einer Quote von 11,4 Prozent. Das Bildungsministerium führt die hohe Quote seit 2018 auf den Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund zurück, die beispielsweise in ihre Heimatländer zurückgekehrt oder in andere Bundesländer umgezogen seien. Zusätzlich wird angeführt, dass in den letzten Jahren vermehrt Schüler die Schule besuchen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, was sich auch in Fächern wie Mathematik bemerkbar mache.
Die SPD kritisiert diese Erklärung des Ministeriums. Der SPD-Abgeordnete Martin Habersaat argumentiert, dass Schleswig-Holstein im Vergleich zu anderen westdeutschen Bundesländern den niedrigsten Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund habe. Er sieht die Ursachen für den Anstieg der Schulabbrecherquote vielmehr in den Einsparungen im Bildungsbereich und dem fehlenden Qualitätsrahmen für die Schulsozialarbeit. Habersaat verweist darauf, dass Schleswig-Holstein im Jahr 2017 noch unter dem Bundesschnitt lag, was die Quote der Schulabgänger ohne Abschluss betrifft. Er betont, dass diese Kennzahl ein wichtiger Indikator für die Bildungspolitik der Landesregierung sei. Auch wenn man die Schüler mit einem Förderschulabschluss aus der Statistik herausrechnet, lag die Quote der Schulabgänger ohne Abschluss in Schleswig-Holstein im Jahr 2022 bei 4,0 Prozent, während der Bundesschnitt bei 3,5 Prozent lag. Insgesamt ist die Quote laut Bildungsministerium von 3,6 Prozent im Jahr 2017 auf 4,9 Prozent im Jahr 2023 gestiegen.
Auch in Niedersachsen zeigt sich ein ähnlicher Trend. Wie der NDR berichtet, haben im Schuljahr 2022/2023 5859 junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen, im Vergleich zu 5086 im Vorjahr. Die Gründe für Schulabbrüche sind vielfältig und reichen von Armut und Migrationshintergrund bis hin zu Problemen im Schulalltag selbst. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert mehr Ruhe und Zeit im Bildungssystem, da Lehrkräfte aufgrund der hohen Belastung zu wenig Zeit für die individuelle Betreuung der Schüler hätten. Der Landesschülerrat betont ebenfalls die Notwendigkeit von mehr Schulsozialarbeitern, um Schüler aufzufangen, die nicht ins System passen. Das Kultusministerium räumt den Bedarf ein und verweist auf die Erhöhung der Schulsozialarbeiterstellen seit 2020 sowie auf Programme wie "Startklar in die Zukunft". Zudem ist die Einführung eines Sozialindex geplant, um Schulen in sozial benachteiligten Gebieten besser auszustatten.
Der Nationale Bildungsbericht 2024, vorgestellt vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF), bestätigt die angespannte Lage im deutschen Bildungssystem. Trotz gestiegener Investitionen in Bildung in den letzten zehn Jahren reichen die Mittel nicht aus, um den wachsenden Herausforderungen gerecht zu werden. Der Bericht hebt den anhaltenden Fachkräftemangel, die soziale Ungleichheit und den Bedarf an Transformation im Hinblick auf Digitalisierung und Integration von zugewanderten Kindern hervor. Die Zahl der Schulabbrecher ist 2022 auf 6,9 Prozent gestiegen. Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Investitionen, insbesondere zur Unterstützung von sozial benachteiligten Kindern und Familien.
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