19.10.2024
Sechste Eruption auf der Reykjanes-Halbinsel innerhalb von neun Monaten

Sechster Vulkanausbruch in neun Monaten auf Island

Am Donnerstagabend, den 22. August 2024, brach auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel der sechste Vulkanausbruch innerhalb von neun Monaten aus. Dieser Ausbruch folgte auf eine Serie von Erdbeben, die die Region in den Tagen zuvor erschütterten. Die vulkanische Aktivität wurde durch einen langen Riss in der Erdoberfläche ausgelöst, aus dem große Mengen Lava strömten. Die Eruption ereignete sich in der Nähe des Fischerorts Grindavík, der aufgrund der drohenden Gefahr vorsorglich evakuiert wurde.

Der Vulkanausbruch begann nach einem Erdbeben der Stärke 4,0, das eine Stunde zuvor registriert wurde. Ein Korrespondent des isländischen Rundfunksenders RÚV beschrieb die Situation mit den Worten: "Der Boden öffnete sich wie ein Reißverschluss." Die Eruption erzeugte beeindruckende Bilder, die in einem Livestream übertragen wurden, und eine heiße Gaswolke stieg bis zu einem Kilometer in den Nachthimmel auf.

Evakuierung und Sicherheitsmaßnahmen

Die Evakuierung des etwa 4.000 Einwohner zählenden Grindavík verlief nach Angaben der örtlichen Behörden reibungslos. Viele Bewohner hatten bereits im November 2023 ihre Häuser verlassen, nachdem ein früherer Ausbruch mehrere Gebäude am Rand des Ortes zerstört hatte. Die Behörden haben klargestellt, dass die Sicherheit der Bevölkerung oberste Priorität hat und dass die Evakuierung in enger Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und anderen Einsatzkräften durchgeführt wird.

Die isländische Meteorologiebehörde (IMO) berichtete, dass sich der Riss, aus dem die Lava strömte, innerhalb von 40 Minuten von anfänglich 1,4 Kilometern auf 3,9 Kilometer verlängerte. Diese Art von Eruption wird als Spalteneruption bezeichnet, bei der Lava nicht aus einem klassischen Vulkanberg, sondern aus einer länglichen Erdspalte austritt. Dies führt in der Regel nicht zu großen Aschewolken, wie sie beispielsweise beim Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull im Jahr 2010 auftraten, der den internationalen Flugverkehr über Tage lahmlegte.

Vulkanische Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel

Die Reykjanes-Halbinsel hat in den letzten Jahren eine Phase erhöhter vulkanischer Aktivität erlebt. Nach fast 800 Jahren ohne nennenswerte Ausbrüche begann im März 2021 eine neue Serie von Eruptionen, die sich bis heute fortsetzt. Die jüngste Eruption ist die sechste seit Dezember 2023. Vulkanologen warnen, dass diese Aktivität möglicherweise noch Jahrzehnte andauern könnte, wobei sich die Lage nach den einzelnen Ausbrüchen oft bereits nach wenigen Tagen wieder beruhigt.

Die isländische Wetterbehörde hatte in den Wochen vor dem Ausbruch vor einer drohenden Eruption gewarnt, da die Zahl der Erdbeben in der Region kontinuierlich zunahm und sich unter der Erdoberfläche eine erhebliche Menge Magma ansammelte. Experten betonen, dass die vulkanische Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel auf mehrere Vulkansysteme mit unterirdischen Magmakammern zurückzuführen ist.

Folgen für die Infrastruktur und den Tourismus

Die wiederholten Vulkanausbrüche haben auch Auswirkungen auf die Infrastruktur der Region. Der internationale Flughafen Keflavík, der sich ebenfalls auf der Reykjanes-Halbinsel befindet, blieb während der aktuellen Eruption jedoch weiterhin in Betrieb. Die Betreiber des Flughafens gaben an, dass der Flugbetrieb durch die Lava und die Gaswolken nicht beeinträchtigt sei.

Das bei Touristen beliebte Geothermalbad Blaue Lagune wurde aufgrund der Eruption vorübergehend geschlossen. Die wirtschaftlichen Folgen der Vulkanausbrüche sind für die Region erheblich, da der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle darstellt. Die Behörden arbeiten daran, die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten und gleichzeitig die touristischen Angebote aufrechtzuerhalten.

Ausblick auf zukünftige Eruptionen

Die aktuelle Ausbruchsserie auf der Reykjanes-Halbinsel hat das Interesse von Vulkanologen und Geowissenschaftlern geweckt. Forscher beobachten die Region genau, um mehr über die zugrunde liegenden geologischen Prozesse zu erfahren. Die Eruptionen bieten nicht nur spektakuläre Naturphänomene, sondern auch wertvolle Daten für das Verständnis vulkanischer Aktivitäten.

Die isländische Regierung und die zuständigen Behörden haben betont, dass sie gut auf mögliche zukünftige Ausbrüche vorbereitet sind. Die Erfahrungen aus den letzten Monaten haben gezeigt, dass die Evakuierungspläne und Sicherheitsmaßnahmen effektiv sind, um die Bevölkerung zu schützen. Dennoch bleibt die Situation dynamisch, und die Behörden appellieren an die Bewohner und Touristen, die Anweisungen der Sicherheitskräfte zu befolgen.

Insgesamt zeigt der sechste Vulkanausbruch in neun Monaten auf Island die beeindruckende, aber auch herausfordernde Naturgewalt, die das Land prägt. Die vulkanische Aktivität ist ein Teil der isländischen Identität und zieht sowohl Wissenschaftler als auch Touristen an, die die einzigartigen geologischen Formationen und die atemberaubenden Landschaften erleben möchten.

Quellen: ZEIT ONLINE, Spiegel, NZZ, RND.

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