19.10.2024
Streit um Tarifverträge bei Discover Airlines und drohender Streik

Lufthansa-Tochter sieht keine sachliche Grundlage für Streik

Die Lufthansa-Tochter Discover Airlines hat den geplanten Streik der Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) und Ufo, der am Dienstag beginnen soll, scharf kritisiert. In einer offiziellen Erklärung bezeichnete das Unternehmen den Streikaufruf als unverantwortlich, da er während der Hauptreisezeit stattfinden soll und die Interessen der Passagiere und der Mitarbeiter in den Hintergrund dränge. Discover Airlines betont, dass bereits ein Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi abgeschlossen wurde, der Gehaltserhöhungen von bis zu 38 Prozent für das Kabinenpersonal und rund 16 Prozent für die Piloten garantiert.

Der geplante Streik, der bis Freitag andauern soll, betrifft alle Abflüge aus Deutschland und könnte somit erhebliche Auswirkungen auf die Reisenden haben. Discover Airlines hat angekündigt, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Auswirkungen auf die Fluggäste zu minimieren und möglichst viele Flüge durchzuführen. Passagiere werden aufgefordert, regelmäßig ihren Flugstatus zu überprüfen und ihre Kontaktdaten in der Buchung zu hinterlegen.

Die Gewerkschaften VC und Ufo argumentieren, dass die Tarife, die mit Verdi abgeschlossen wurden, nicht die Interessen aller Mitarbeiter von Discover Airlines widerspiegeln. Sie fordern eigene Tarifverträge und kritisieren die Entscheidung des Unternehmens, Verdi als einzigen Tarifpartner zu akzeptieren. Die Gewerkschaften sehen in der aktuellen Situation eine Machtfrage, die nicht im Interesse der Beschäftigten gelöst wird.

Discover Airlines, die 2021 gegründet wurde und mit einer Flotte von 27 Flugzeugen operiert, plant bis 2027 eine Erweiterung auf 33 Flugzeuge. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren versucht, sich im Wettbewerbsumfeld der Luftfahrtbranche zu etablieren, und beschäftigt rund 1.900 Mitarbeiter. Die aktuellen Tarifverhandlungen und der bevorstehende Streik sind Teil eines größeren Konflikts innerhalb des Lufthansa-Konzerns, der auch die internen Machtverhältnisse zwischen den verschiedenen Gewerkschaften betrifft.

Die Gewerkschaft Verdi hat bei Discover Airlines erste Tarifverträge für Piloten und Flugbegleiter abgeschlossen, die von den anderen Gewerkschaften als unzureichend kritisiert werden. Diese sehen die Notwendigkeit, eigene Tarifverträge durchzusetzen, um die Interessen ihrer Mitglieder besser vertreten zu können. Die Gewerkschaften VC und Ufo argumentieren, dass Verdi nicht genügend Mitglieder im Flugbetrieb habe, um als legitimer Tarifpartner angesehen zu werden.

Die Situation wird durch die Tatsache kompliziert, dass die Gewerkschaften in der Vergangenheit bereits mehrfach zu Streiks aufgerufen haben, die jedoch nicht die gewünschte Wirkung erzielten. Discover Airlines hat es in der Vergangenheit geschafft, die Auswirkungen von Streiks durch Umverteilung von Flügen auf andere Gesellschaften innerhalb des Lufthansa-Konzerns zu minimieren. Dies hat zu einer geringeren Streikbereitschaft unter den Mitarbeitern geführt, was die Verhandlungen zusätzlich erschwert.

Die bevorstehenden Streiks könnten jedoch die Reisepläne vieler Passagiere beeinträchtigen, da Discover Airlines täglich über 25 Ferienziele anfliegt, darunter beliebte Reiseziele in den USA, der Karibik und Afrika. Die Gewerkschaften haben angekündigt, dass der Streik die gesamte Belegschaft betreffen wird, was zu erheblichen Flugausfällen und Verspätungen führen könnte.

Insgesamt zeigt die Situation bei Discover Airlines die komplexen Herausforderungen, mit denen die Luftfahrtbranche konfrontiert ist, insbesondere in Zeiten, in denen die Nachfrage nach Reisen wieder ansteigt. Die Verhandlungen zwischen den Gewerkschaften und der Unternehmensführung werden weiterhin genau beobachtet, da sie nicht nur die Mitarbeiter von Discover Airlines betreffen, sondern auch die Passagiere und die gesamte Luftfahrtindustrie in Deutschland.

Die Lufthansa-Tochter hat in ihrer Erklärung betont, dass die aktuellen Streikpläne nicht im Interesse der Mitarbeiter seien und dass die Gewerkschaften die Passagiere in eine schwierige Lage bringen. Discover Airlines wird weiterhin versuchen, die Situation zu deeskalieren und einen konstruktiven Dialog mit allen Beteiligten zu führen, um eine Lösung zu finden, die sowohl den Interessen der Beschäftigten als auch den Bedürfnissen der Passagiere gerecht wird.

In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiter entwickeln wird und ob es zu einer Einigung zwischen den Gewerkschaften und der Unternehmensführung kommen kann, bevor der Streik tatsächlich beginnt.

Quellen: FAZ, WirtschaftsWoche, Spiegel, Süddeutsche Zeitung.

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