19.10.2024
Studie über Rassismus in den deutschen Medien: Lob und Kritik

Studie über Diskriminierung: Es sind nicht nur Rowdys

Am 19.2.2024 versammelten sich in München 650 Menschen, um am 4. Jahrestag der Opfer des rassistischen Terroranschlags in Hanau zu gedenken. Außerdem wurde gegen institutionellen Rassismus in der Polizei und Polizeigewalt demonstriert. (Foto: leo.fge/SZ Photo)

Rassismus in Deutschland werde von Medien zunehmend thematisiert und explizit benannt, lobt eine Studie. Allerdings üben die Verfasser auch Kritik – und zitieren einige Beispiele aus der SZ.

Von Ronen Steinke

Als zu Beginn der 1990er-Jahre in Deutschland Flüchtlingsheime brannten und Anwohner applaudierten, war in Medien anfangs noch viel von „Rowdys“ und „halbstarken Lümmeln“ die Rede, die sich nun mal leider nicht unter Kontrolle hätten. So konnte man in der Süddeutschen Zeitung nach der tagelangen Gewaltserie in Rostock-Lichtenhagen lesen, „die rechtsextremistischen Überfälle“ würden „vielfach aus einer lokalen, spontanen und nicht selten mit erheblichem Alkoholkonsum verbundenen Motivation heraus begangen“ (18. September 1992). Bei dem Brandanschlag auf ein Wohnhaus in Solingen, bei dem Täter fünf türkischstämmige Menschen töteten, spielten auch „Alkohol und momentaner Frust“ eine Rolle, hieß es in der SZ (7. Juni 1993).

Heute gibt es konkrete Belege dafür, dass Medien in Deutschland Rassismus thematisieren und explizit benennen. Doch die Studie kritisiert auch, dass dies nicht immer konsequent und konsequent geschieht.

In der Studie heißt es, dass die Berichterstattung über Rassismus und Diskriminierung in Deutschland in den letzten Jahren verbessert wurde. Es werde mehr über die Opfer von rassistischen Übergriffen berichtet und die Täter würden konsequenter als Rassisten bezeichnet. Doch es gebe noch immer Schwächen in der Berichterstattung, sagte die Studie.

Ein Beispiel dafür ist die Berichterstattung über die Grauen Wölfe, einer türkisch-nationalistischen Gruppe, die in Deutschland aktiv ist. Die SZ habe in einigen Fällen die Gruppe als "faschistisch" bezeichnet, in anderen Fällen jedoch nur von "rechtsextremen" oder "nationalistischen" Aktivitäten gesprochen.

Die Studie fordert, dass Medien konsequenter gegen Rassismus und Diskriminierung vorgehen sollten. Es sei wichtig, dass Medien die Opfer von Rassismus und Diskriminierung sichtbar machen und die Täter konsequent als Rassisten bezeichnen.

Ein weiteres Problem ist die mangelnde Diversität in den Medien. Die Studie kritisiert, dass es in deutschen Medien noch immer zu wenig Menschen mit Migrationshintergrund gibt, die als Journalisten oder in Führungspositionen tätig sind. Dies führe zu einer einseitigen Berichterstattung und einer mangelnden Sensibilität für die Anliegen von Minderheiten.

Die Studie fordert, dass Medienkonzerne mehr tun sollten, um Vielfalt und Diversität in ihren Redaktionen zu fördern. Es sei wichtig, dass Medien die Gesellschaft widerspiegeln, die sie abbilden.

Zudem kritisiert die Studie, dass es in Deutschland noch immer zu wenig Forschung zu Rassismus und Diskriminierung gibt. Es fehle an Daten und Fakten, um die Auswirkungen von Rassismus und Diskriminierung auf die Gesellschaft zu untersuchen.

Die Studie fordert, dass die Bundesregierung mehr tun sollte, um Forschung zu Rassismus und Diskriminierung zu fördern. Es sei wichtig, dass die Regierung mehr Geld in die Forschung investiere, um die Auswirkungen von Rassismus und Diskriminierung auf die Gesellschaft zu untersuchen.

Insgesamt zeigt die Studie, dass es in Deutschland noch viel zu tun gibt, um Rassismus und Diskriminierung zu bekämpfen. Medien, Politik und Gesellschaft müssen zusammenarbeiten, um eine Gesellschaft zu schaffen, in der alle Menschen gleichberechtigt sind.

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