19.10.2024
Lang erwarteter Prozess: Mordfall Sabine Back nach über 30 Jahren erneut im Fokus

Cold Case vor Gericht: Prozess zur Tötung von Mädchen vor mehr als 30 Jahren

Am 9. September 2024 beginnt vor dem Landgericht Würzburg ein Prozess, der mehr als drei Jahrzehnte nach dem gewaltsamen Tod eines Mädchens in Unterfranken an die Öffentlichkeit gelangt. Der Angeklagte, der zur Tatzeit 17 Jahre alt war, wird beschuldigt, die 13-jährige Sabine kurz vor Weihnachten 1993 in Karlstadt (Landkreis Main-Spessart) ermordet zu haben. Die Anklage lautet auf Mord, während andere mögliche Straftaten wie Totschlag bereits verjährt sind.

Der Fall, der lange Zeit ungelöst blieb, nahm im Januar 2021 eine überraschende Wendung, als die Ermittler bekanntgaben, dass ein Mann aus dem Landkreis Main-Spessart aufgrund neuer DNA-Analysen festgenommen wurde. Diese Analysen hatten neue Hinweise geliefert, die die Ermittlungen wieder in Gang brachten. Der Verdächtige wurde jedoch nach wenigen Wochen wieder freigelassen, das Ermittlungsverfahren blieb jedoch aktiv.

Die Umstände des Verschwindens von Sabine Back sind tragisch. Am 15. Dezember 1993 wurde sie als vermisst gemeldet, nachdem sie nicht von einem Reiterhof zurückgekehrt war, wo sie oft Zeit verbrachte. Zwei Tage später wurde ihre Leiche in einer Güllegrube auf einem Bauernhof im Stadtteil Wiesenfeld entdeckt, die mit einem schweren Betondeckel verschlossen war. Die Todesursache ist bisher nicht öffentlich bekannt, es wurde lediglich von massiver Gewalteinwirkung gesprochen.

Für den bevorstehenden Prozess sind bis Ende Januar 2025 insgesamt 36 Verhandlungstage angesetzt. Da der Angeklagte zur Tatzeit minderjährig war, wird das Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt, auch wenn der Mann mittlerweile 47 Jahre alt ist. Sein Verteidiger hat bereits erklärt, dass der Angeklagte die Vorwürfe bestreitet.

Die Ermittlungen zu diesem Cold Case waren über die Jahre hinweg von vielen Rückschlägen geprägt. Nach der anfänglichen Festnahme eines 15-Jährigen, der ebenfalls aus Wiesenfeld stammte, wurde dieser mangels Beweisen wieder freigelassen. Ein weiterer Versuch, den Fall aufzuklären, führte zu einer Anklage wegen Totschlags, die jedoch ebenfalls nicht zu einer Verurteilung führte. Der Fall geriet in Vergessenheit, bis neue DNA-Technologien eine Wiederaufnahme der Ermittlungen ermöglichten.

Die Staatsanwaltschaft hat im Dezember 2021 Anklage wegen Mordes erhoben, doch das Landgericht Würzburg wies diese zunächst aufgrund mangelnder Beweise zurück. Es stellte fest, dass die Beweise zwar eine Beteiligung des Angeklagten an der Tat in Betracht ziehen, jedoch keine sichere Rekonstruktion des Tathergangs erlaubten. In der Folge wandten sich die Staatsanwaltschaft und der Nebenkläger an das Oberlandesgericht Bamberg, das schließlich entschied, dass der Fall doch vor dem Landgericht verhandelt werden müsse.

Die Entscheidung des Oberlandesgerichts stützte sich auf die in den Akten dokumentierten Ermittlungsergebnisse, die einen hinreichenden Tatverdacht wegen Mordes zur Befriedigung des Geschlechtstriebs begründeten. Der Verteidiger des Angeklagten äußerte sich skeptisch über die Beweislage und erwartet, dass es sich um einen klassischen Indizienprozess handeln wird, in dem die Beweisaufnahme schwierig sein könnte.

Die Angehörigen von Sabine Back haben über die Jahre hinweg auf Gerechtigkeit gehofft und die Entwicklungen in den Ermittlungen aufmerksam verfolgt. Der Prozess wird nicht nur für die Familie von Bedeutung sein, sondern auch für die Gemeinschaft in Wiesenfeld, die von diesem tragischen Vorfall erschüttert wurde. Der Fall wirft Fragen auf über die Möglichkeiten der Strafverfolgung in Cold Cases und die Herausforderungen, die mit der Aufklärung von Verbrechen verbunden sind, die viele Jahre zurückliegen.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu klären, ob der Angeklagte tatsächlich für den Tod von Sabine Back verantwortlich ist oder ob die Beweise nicht ausreichen, um eine Verurteilung zu rechtfertigen. Der Prozess wird mit Sicherheit das Interesse der Öffentlichkeit auf sich ziehen und könnte möglicherweise neue Erkenntnisse über diesen tragischen Fall ans Licht bringen.

Die Justiz steht vor der Herausforderung, die komplexen Umstände des Falls zu beleuchten und die Wahrheit über den gewaltsamen Tod eines jungen Mädchens zu ermitteln, der die Gemeinde über drei Jahrzehnte hinweg beschäftigt hat.

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