October 3, 2024
Die Verantwortung des Auswärtigen Amtes in der deutschen Kolonialgeschichte

Das Auswärtige Amt und der Kolonialismus: Eine kritische Auseinandersetzung

Die deutsche Kolonialgeschichte ist in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der öffentlichen Debatte gerückt. Insbesondere die Rückgabe von Kulturgütern an die Herkunftsgesellschaften hat die Frage nach der Verantwortung Deutschlands für die Verbrechen der Kolonialzeit aufgeworfen. Auch das Auswärtige Amt, das in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs eine zentrale Rolle in der Verwaltung der Kolonien spielte, sieht sich mit der Forderung nach einer ehrlichen Aufarbeitung seiner Vergangenheit konfrontiert.

Die Rolle des Auswärtigen Amtes im deutschen Kolonialismus

Die deutsche Kolonialpolitik war von Anfang an von Unrecht und Gewalt geprägt. In den deutschen Kolonien in Afrika, Asien und Ozeanien wurden die einheimischen Bevölkerungen unterdrückt, ausgebeutet und ihrer Rechte beraubt. Das Auswärtige Amt, dessen damalige Kolonialabteilung in den Jahren 1890 bis 1907 unmittelbar für die deutsche Kolonialherrschaft zuständig war, trug maßgeblich zu dieser Politik bei. Wie die F.A.Z. berichtet, war die deutsche Kolonialpolitik geprägt von „Unrecht und Gewalt“ und „menschenverachtend und rassistisch“.

Im Sammelband „Das Auswärtige Amt und die Kolonien. Geschichte, Erinnerung, Erbe“ (C.H. Beck Verlag), der die Rolle des Auswärtigen Amtes im deutschen Kolonialismus untersucht, wird deutlich, dass die Behörde eine Mitverantwortung für die in den Kolonien begangenen Verbrechen trägt. Die Autor*innen des Bandes, die aus Afrika, Asien, Europa und Amerika stammen, zeigen auf, wie das Auswärtige Amt die Kolonialpolitik der deutschen Regierung mitgestaltete und wie koloniales Denken das Handeln der Behörde bis weit ins 20. Jahrhundert hinein prägte.

Kontinuitäten des Kolonialismus

Auch nach dem Ende der formalen deutschen Kolonialherrschaft im Jahr 1919 lebten koloniale Denkmuster in der deutschen Gesellschaft fort. So auch im Auswärtigen Amt, wo man die deutsche Kolonialzeit lange Zeit verklärt und die Verbrechen der Kolonialherren bagatellisiert hat. Erst in den letzten Jahren hat sich die Behörde zu einer kritischen Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Vergangenheit durchgerungen.

Im Jahr 2024 hat Außenministerin Annalena Baerbock die deutsche Kolonialpolitik als „menschenverachtend und rassistisch“ bezeichnet und die Verantwortung des Auswärtigen Amtes für die in den Kolonien begangenen Verbrechen anerkannt. Die Bundesregierung hat sich zudem der Aufgabe verschrieben, die Kontinuitäten des Kolonialismus zu überwinden. Dazu gehört auch die Rückgabe von Kulturgütern an die Herkunftsgesellschaften.

Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit

Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit ist ein langwieriger und schmerzhafter Prozess. Es geht darum, die Verbrechen der Kolonialzeit aufzuarbeiten, die Opfer zu entschädigen und Lehren für die Zukunft zu ziehen. Das Auswärtige Amt spielt bei diesem Prozess eine wichtige Rolle. Die Behörde muss sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen und ihre Verantwortung für die Verbrechen der Kolonialzeit anerkennen.

Das Auswärtige Amt hat in den letzten Jahren eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit voranzutreiben. So hat die Behörde ein Forschungsprojekt zur Rolle des Auswärtigen Amtes im deutschen Kolonialismus in Auftrag gegeben und unterstützt die Rückgabe von Kulturgütern an die Herkunftsgesellschaften. Auch die Aus- und Fortbildung der Diplomatinnen und Diplomaten zum Thema Kolonialismus soll ausgebaut werden.

Dialog mit den ehemaligen Kolonien

Ein wichtiger Bestandteil der Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit ist der Dialog mit den ehemaligen Kolonien. Deutschland muss sich mit den Folgen seiner Kolonialpolitik auseinandersetzen und die Perspektiven der Menschen in den ehemaligen Kolonien ernst nehmen. Nur so kann ein gemeinsames Verständnis der Geschichte und eine Versöhnung zwischen Deutschland und den ehemaligen Kolonien gelingen.

Das Auswärtige Amt fördert den Dialog mit den ehemaligen Kolonien durch verschiedene Maßnahmen. So unterstützt die Behörde Austauschprogramme für Jugendliche und Wissenschaftler*innen und fördert Kulturprojekte, die sich mit der Kolonialgeschichte auseinandersetzen. Auch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit soll stärker auf die Bedürfnisse der ehemaligen Kolonien ausgerichtet werden.

Schlussfolgerung

Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit ist eine wichtige Aufgabe, der sich Deutschland stellen muss. Das Auswärtige Amt spielt bei diesem Prozess eine zentrale Rolle. Die Behörde muss sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen, ihre Verantwortung für die Verbrechen der Kolonialzeit anerkennen und den Dialog mit den ehemaligen Kolonien suchen. Nur so kann ein gemeinsames Verständnis der Geschichte und eine Versöhnung zwischen Deutschland und den ehemaligen Kolonien gelingen.

Quellen:

  • https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/bilder-und-zeiten/tag-der-deutschen-einheit-das-auswaertige-amt-und-der-kolonialismus-110012503.html
  • https://www.chbeck.de/haas-lehmann-reinwald-si-auswaertige-amt-kolonien/product/35518156
  • https://www.auswaertiges-amt.de/de/aamt/geschichte-des-auswaertigen-amts/-/2660906
  • https://www.amazon.de/Das-Ausw%C3%A4rtige-Amt-die-Kolonien/dp/3406807135
  • https://www.ceags.uni-hannover.de/de/aktuelles/news/aktuelles-detailansicht/news/das-auswaertige-amt-und-der-kolonialismus
  • https://www.beck-shop.de/haas-lehmann-reinwald-si-auswaertige-amt-kolonien/product/35518156?srsltid=AfmBOoqpzm_rCZVS_CvlMshY95X6keBMMOtklrBaCf952CiyH1g6BC-IN
  • https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/rede-kolonialismus/2660398
  • https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1069969117
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