October 4, 2024
Suhrkamp Verlag in neuer Hand: Dirk Möhrle übernimmt die Führung

Der Suhrkamp Verlag vor einer neuen Ära: Dirk Möhrle soll alleiniger Inhaber werden

Der Suhrkamp Verlag steht vor einem bedeutenden Umbruch: Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) berichtet, soll der Unternehmer Dirk Möhrle im November die vollständigen Verlagsanteile übernehmen. Möhrle, der bereits seit 2015 Anteile am Verlag hält, würde damit zum alleinigen Inhaber des renommierten Berliner Hauses aufsteigen.

Die Transaktion würde bedeuten, dass die bisherigen Aktionäre, Ulla Unseld-Berkéwicz und die Familie Ströher, ihre Anteile an Möhrle abgeben. Unseld-Berkéwicz, Witwe des langjährigen Verlegers Siegfried Unseld, und die Unternehmerfamilie Ströher, die den Verlag seit dem Rechtsstreit mit dem ehemaligen Anteilseigner Hans Barlach unterstützt hatte, wären damit nicht länger an Suhrkamp beteiligt.

Dirk Möhrle ist in der Literaturszene ein eher unbekanntes Gesicht. Der studierte Betriebswirt gründete zunächst einen Gartenmarkt und leitete später die familieneigene Baumarktkette Max Bahr. Im Gespräch mit der F.A.Z. betonte Möhrle die Bedeutung des Suhrkamp Verlags für die deutsche Geistesgeschichte und literarische Kultur. Er sprach von einem „Maßstab für literarische Qualität“ und lobte die Rolle des Verlags bei der Pflege der jüdischen Geistestradition.

Möhrle sicherte dem Verlag und seinen Mitarbeitern seine volle Unterstützung zu. Sein Vertrauen gelte sowohl dem Verleger Jonathan Landgrebe, der Suhrkamp und Insel seit 2015 leitet, als auch der gesamten Belegschaft. Er wolle „langfristig und mit vollem Engagement“ seine Ressourcen einbringen, um die verlegerische Unabhängigkeit des Hauses zu sichern und die Entstehung „guter, schöner und bedeutender Bücher“ zu ermöglichen.

Der Suhrkamp Verlag steht, wie viele konzernunabhängige Literaturverlage, vor großen Herausforderungen. Die Branche kämpft mit wirtschaftlichem Druck, der auch vor etablierten Häusern nicht Halt macht. Der kürzlich erfolgte Verkauf der Frankfurter Villa, in der Siegfried Unseld lebte und die zum Treffpunkt der Literaturszene während der Buchmesse wurde, verdeutlicht die angespannte Situation.

Die Übernahme durch Dirk Möhrle könnte für den Suhrkamp Verlag einen „Befreiungsschlag“ bedeuten, so die F.A.Z.. Möhrle, der in den vergangenen Jahren Einblicke in die Verlagstätigkeit gewinnen konnte, sei sich der Herausforderungen bewusst. Der Vergleich mit der Gartenarbeit, den die F.A.Z. zieht, scheint treffend: Wie bei Setzlingen, die gepflegt werden müssen, braucht es auch im Verlagswesen Geduld und Hingabe, um Qualität hervorzubringen.

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