Die 1930 erschienene Novelle "Mario und der Zauberer" von Thomas Mann erkundet die verführerische Natur von Macht und die Gefahren der Massenpsychologie. Rüdiger Görner analysiert in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 07.01.2025, wie die Geschichte die Frage behandelt, warum Menschen immer wieder auf Zaubertricks hereinfallen und wann diese zu gefährlicher Manipulation werden. Inspiriert wurde Mann durch ein Erlebnis im faschistischen Italien von 1926 im Badeort Forte dei Marmi. Ein zunächst harmloser Vorfall verwandelte sich in Manns Wahrnehmung zu einem beunruhigenden Ereignis mit politischen Implikationen.
Görner hebt hervor, dass die Novelle eindringlich vor Radikalisierung warnt und die Fehlbarkeit von Mehrheiten thematisiert. Die FAZ bezeichnet "Mario und der Zauberer" als "Pflichtlektüre für Demokraten", da sie die Manipulierbarkeit von Menschen in politisch aufgeladenen Situationen verdeutlicht.
Die Themen der Novelle werden auch in anderen Zusammenhängen diskutiert. Judith Ryan von der Harvard University referierte im November 2021 im Rahmen der fünften Thomas Mann Lecture über "Thomas Mann und die Massenpsychologie" und analysierte dabei unter anderem "Mario und der Zauberer" im Kontext des Gesamtwerks. Die ETH Zürich bietet die Aufzeichnung dieser Vorlesung online an. Auch Friedhelm Marx, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bamberg, hat sich intensiv mit Manns Werk auseinandergesetzt und unter anderem 2011 im Thomas Mann Jahrbuch einen Aufsatz mit dem Titel "‚Bürgerliche Phantastik‘? Thomas Manns Novelle Mario und der Zauberer" veröffentlicht.
Die anhaltende Bedeutung von Manns Werk zeigt sich in der Vielzahl von Publikationen, die sich mit seinen Texten beschäftigen. So erschien 2023 Volker Weidermanns Biographie "Mann vom Meer". Auch das "Thomas Mann Handbuch" von Andreas Blödorn und Friedhelm Marx, das 2025 in zweiter, erweiterter Auflage veröffentlicht wurde, bietet einen umfassenden Überblick über den Schriftsteller und sein Schaffen. Der Perlentaucher vom 06.01.2025 verweist auf Görners FAZ-Beitrag und stellt ihn in den Kontext weiterer Artikel über Thomas Mann und andere literarische Themen.
"Mario und der Zauberer" bleibt somit ein hochaktuelles Werk, das die Mechanismen von Manipulation und die Fragilität demokratischer Strukturen beleuchtet. Die Auseinandersetzung mit der Novelle bietet wertvolle Einblicke in die Dynamik von Macht und die Gefahren politischer Verführung.
Quellen:
