Der Thüringer Ausbildungsmarkt verzeichnet einen Rückgang sowohl bei den angebotenen Stellen als auch bei den Bewerbern. Wie die Zeit (Zeit Online, 30.10.2024) und die dpa berichten, waren Ende September 2024 noch rund 1.400 Ausbildungsplätze unbesetzt. Gleichzeitig suchten noch etwa 400 Jugendliche nach einer Lehrstelle. Seit Oktober 2023 meldeten Thüringer Arbeitgeber knapp 12.200 betriebliche Ausbildungsplätze. Dies entspricht einem Rückgang von 800 Stellen im Vergleich zum Vorjahr und 400 Stellen weniger als 2022.
Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Halle/Saale betont jedoch, dass die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen weiterhin hoch sei. Nicht jeder Betrieb suche jährlich neue Auszubildende, so die Erklärung. Auch die Zahl der Bewerber ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken. Rund 7.600 junge Menschen waren bei den Arbeitsagenturen für eine Ausbildungsvermittlung registriert, 200 weniger als im Vorjahr. Das Verhältnis liegt aktuell bei 60 Bewerbern pro 100 gemeldeten Ausbildungsstellen.
Ein bemerkenswerter Aspekt ist die steigende Zahl ausländischer Bewerber. 800 Jugendliche ausländischer Herkunft, vorwiegend aus Syrien und Osteuropa, suchten eine Ausbildungsstelle. Dies sind über 100 mehr als im Vorjahreszeitraum. (Zeit Online, 30.10.2024)
Markus Behrens, Geschäftsführer der Regionaldirektion, unterstreicht die Bedeutung der dualen Ausbildung für die Fachkräftesicherung. Aktuell komme auf zwei in den Ruhestand gehende Beschäftigte nur eine junge Arbeitskraft. Die duale Ausbildung sei der beste Einstieg ins Berufsleben, da vier von fünf Auszubildenden im Anschluss vom Ausbildungsbetrieb übernommen würden. (Thüringen.de, 30.10.2024)
Die VWT-Jahresumfrage 2024 zur Berufsausbildung in Thüringen (VWT, 2024) zeigt, dass Unternehmen sich verstärkt um Auszubildende bemühen und neue Wege gehen, um dem Bewerberrückgang entgegenzuwirken. Sie wenden sich vermehrt an Studienabbrecher, junge Frauen und Abiturienten und bieten Anreize wie Wohnraum, finanzielle Zuschüsse sowie Gesundheits- und Weiterbildungsangebote.
Gleichzeitig stellt die Umfrage fest, dass Schulabgänger häufig Nachqualifizierungsbedarf in MINT-Fächern und persönlichen Kompetenzen wie Zuverlässigkeit, Kommunikations- und Sozialkompetenz haben. Auch Defizite in Lesen, Schreiben und Rechnen werden von den Unternehmen bemängelt.
Um den Ausbildungserfolg zu sichern, setzen die Betriebe auf strukturierte Einarbeitung, Lernpatenschaften und regelmäßige Feedbackgespräche. Für Auszubildende sind die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, abwechslungsreiche Tätigkeiten, ein gutes Einkommen und eine unterstützende Führungskultur wichtige Entscheidungskriterien bei der Berufswahl.
Die VWT-Umfrage unterstreicht die Notwendigkeit einer intensiveren Kooperation zwischen Betrieben und Berufsschulen, einer besseren Bekanntmachung von Ausbildungsberufen und -betrieben sowie einer Verbesserung der Ausstattung der Berufsschulen.