In den letzten Jahren ist TikTok zu einer wichtigen Plattform für die Verbreitung von Desinformation und Propaganda geworden, insbesondere unter jungen Nutzern. Laut einer aktuellen Studie sind vor allem Jugendliche und junge Erwachsene anfällig für irreführende Inhalte auf der beliebten Video-App.
Wie die BBC und das Digital Forensic Research Lab berichteten, haben sie kürzlich ein umfangreiches russisches Einflussnetzwerk auf TikTok aufgedeckt. Dabei wurden über 12.800 gefälschte Konten identifiziert, die Desinformation über den Krieg in der Ukraine verbreiteten. Die Accounts zielten vor allem auf Nutzer in Europa und Israel ab und erreichten Millionen von Aufrufen.
Die Inhalte sollten offenbar die westliche Unterstützung für die Ukraine untergraben. So wurden beispielsweise der ehemalige ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Reznikov und Präsident Wolodymyr Selenskyj mit falschen Korruptionsvorwürfen diskreditiert.
Auch China nutzt TikTok zunehmend für Propagandazwecke. Wie das Institute for Strategic Dialogue berichtet, versucht die Kommunistische Partei seit Jahren, über koordinierte Online-Kampagnen pro-chinesische und anti-amerikanische Narrative zu verbreiten. Die als "Spamouflage" bekannte Operation erstreckt sich über zahlreiche Social-Media-Plattformen, darunter auch TikTok.
Besonders im Vorfeld der Präsidentschaftswahl in Taiwan Anfang 2024 wurden verstärkt Beeinflussungsversuche beobachtet. Dabei setzen die Akteure auch auf "weiche Propaganda", indem beispielsweise chinesische Popstars ihre wachsende Fangemeinde in Taiwan für politische Botschaften nutzen.
Experten warnen, dass vor allem jüngere TikTok-Nutzer anfällig für Desinformation sind. Laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts zeigen sich deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung außenpolitischer Themen zwischen jungen TikTok-Nutzern und der Gesamtbevölkerung. So stimmten nur 62% der befragten TikTok-Nutzer zwischen 16 und 29 Jahren der Aussage zu, dass China eine Diktatur sei - im Vergleich zu 81% in der Gesamtbevölkerung.
Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Desinformation auf TikTok fordern Experten verstärkte Anstrengungen zur Aufklärung junger Nutzer. Auch eine bessere Kennzeichnung staatlich kontrollierter Medien und strengere Kontrollen durch die Plattform selbst werden diskutiert. Gleichzeitig warnen Fachleute davor, TikTok komplett zu verbannen, da dies die Möglichkeiten einschränken würde, Falschinformationen direkt zu widerlegen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in Zukunft entwickeln wird. Klar ist jedoch, dass TikTok als Kanal für Propaganda und Desinformation weiter an Bedeutung gewinnen dürfte - insbesondere mit Blick auf junge Zielgruppen.