19.10.2024
Transdev und GDL erzielen Durchbruch: Tarifvertrag mit Arbeitszeitreduktion und Lohnstabilität
Nach langwierigen und intensiven Verhandlungen konnte zwischen dem zweitgrößten deutschen Eisenbahnunternehmen Transdev und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ein bedeutsamer Tarifvertrag abgeschlossen werden. Der Tarifvertrag sieht eine schrittweise Arbeitszeitreduzierung für Schichtarbeitende von derzeit 38 Stunden auf 35 Stunden pro Woche vor, die bis zum Beginn des Jahres 2028 umgesetzt sein soll. Parallel dazu wird das Gehalt der Beschäftigten stabil bleiben, was eine wesentliche Forderung der GDL darstellte. Die Einigung zwischen Transdev und der GDL markiert einen signifikanten Schritt in den Tarifverhandlungen des Schienenverkehrs. Die Vereinbarung sieht neben der Reduzierung der Arbeitszeit auch zwei Entgelterhöhungen vor, die zum 1. März und zum 1. Dezember dieses Jahres wirksam werden und jeweils eine Anhebung um 210 Euro bedeuten. Zusätzlich wurde eine Einmalzahlung in Form einer Inflationsprämie von 1.900 Euro vereinbart, die zu den bereits ausgezahlten 1.100 Euro hinzukommt. Auch die Auszubildenden können sich über eine Erhöhung ihrer Vergütungen freuen. Transdev, das als zweitgrößter Anbieter im deutschen Schienenverkehr nach der Deutschen Bahn gilt, hat mit dem Tarifabschluss ein klares Zeichen gesetzt. Der Vertrag betrifft die GDL-Mitglieder bei mehreren Tochtergesellschaften des Unternehmens, darunter die NordWestBahn, Transdev Hannover, Transdev Mitteldeutschland, Transdev Regio Ost, Transdev Rhein-Ruhr und Trans Regio. Die Verhandlungen standen unter dem Eindruck wiederholter Streikmaßnahmen, die den Schienenverkehr in den vergangenen Wochen mehrfach beeinträchtigt hatten. Mit der Einigung, die auf ein stärkeres Entgegenkommen von Transdev hindeutet, soll vor allem der Wunsch nach Vermeidung weiterer Arbeitskämpfe und der damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen für die Unternehmen und Fahrgäste erfüllt worden sein. Obgleich der Tarifvertrag als Erfolg für die GDL gewertet werden kann, bleibt ein wichtiger Vorbehalt bestehen: Die Regelung zur Arbeitszeitverkürzung ist an die Bedingung geknüpft, dass auch die Deutsche Bahn in ihren Verhandlungen mit der GDL einer solchen Arbeitszeitreduzierung zustimmt. Die Gespräche zwischen GDL und Deutscher Bahn dauern unterdessen an und sind von einer Friedenspflicht bis zum 3. März begleitet, die weitere Streiks ausschließt. Die Transdev-Gruppe selbst hat in einer Stellungnahme die Forderungen der GDL als "insgesamt überzogen und unverhältnismäßig" bezeichnet. Dennoch war die Einigung aus Unternehmenssicht notwendig, um weiteren wirtschaftlichen Schaden abzuwenden. Die wirtschaftlichen Konsequenzen durch die Absenkung der Arbeitszeit ohne finanzielle Entlastungen seien für die Transdev-Betriebe und die gesamte Branche mittel- und langfristig noch nicht vollständig absehbar. Der Tarifvertrag stellt somit die Weichen für die Zukunft des Eisenbahnsektors in Deutschland und signalisiert ein Wiedererstarken des Schienenverkehrssystems, wie es von Claus Weselsky, dem Chef der GDL, formuliert wurde. Es bleibt abzuwarten, wie sich die weiteren Verhandlungen entwickeln und inwieweit die getroffenen Vereinbarungen als Blaupause für die Branche dienen können.
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