Der 2:1-Erfolg von Borussia Dortmund gegen RB Leipzig bringt mehr als nur drei Punkte. Die Diskussionen um Trainer Nuri Sahin verstummen vorerst. Doch die Leistungsschwankungen der Mannschaft bleiben ein Rätsel. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, griff Sahin auf alte Taktiknotizen aus seiner Zeit unter Thomas Tuchel zurück.
Sieben Jahre sind im schnelllebigen Fußballgeschäft eine lange Zeit, besonders in Bezug auf taktische Entwicklungen. Trotzdem kramte BVB-Trainer Nuri Sahin in der vergangenen Woche Notizen aus der Zeit zwischen 2015 und 2017 hervor, als er unter Thomas Tuchel spielte. Schon damals ein Taktikfuchs, notierte Sahin seine Gedanken, die ihm nun zugutekamen.
Vor dem überraschenden 2:1-Sieg gegen RB Leipzig habe er „in die Unterlagen geguckt“, so Sahin am Samstagabend. Dort stieß er auf eine Strategie des damaligen Trainers und heutigen englischen Nationaltrainers Tuchel, die sich als wirksam gegen das aggressive Pressing von RB-Mannschaften erwiesen hatte. Sahin adaptierte den Plan: Ein System mit nur einem defensiven Mittelfeldspieler und tiefstehenden Außenverteidigern. „Als Thomas Tuchel unser Trainer war, hatten wir diesen Plan auch“, sagte Sahin laut goal.com: „Für mich war klar: Wenn wir mit einer Sechs spielen, muss das Felix (Nmecha) sein.“
So verhalf Tuchel, dessen schwieriger Charakter bei vielen BVB-Mitarbeitern noch in Erinnerung ist, den Dortmundern indirekt zu einem wichtigen Sieg. Selbst Leipzigs Trainer Marco Rose lobte Sahins Tuchel-Plagiat: Der BVB habe mit „unangenehmen einfachen Abläufen“ agiert, die RB den Spielaufbau erschwerten, wie die FAZ berichtet.
Der Sieg ist für den BVB mehr als nur drei Punkte wert: Die Diskussionen um Trainer Sahin sind vorerst beendet. Das nach drei Niederlagen angeschlagene Selbstvertrauen ist gestärkt. Kapitän Emre Can sprach von „Balsam für die Seele“. Neben Felix Nmecha und dem am kommenden Wochenende gelbgesperrten Ramy Bensebaini findet auch Maximilian Beier immer besser ins Team. Beier erzielte das 1:1 (30. Minute), bereitete den Siegtreffer von Serhou Guirassy zum 2:1 vor (65.) und sammelte damit seine ersten Scorerpunkte für den BVB. Sahin lobte Beier als „Topspieler“, der sich nun bei einem großen Verein freischwimmt (goal.com).
Beier war nicht der einzige Dortmunder, der sich reinhängte. Das gesamte Team verteidigte mit bewundernswerter Hingabe. „Wir haben genauso gespielt, wie Borussia Dortmund spielen will“, sagte Nico Schlotterbeck. Mutig und versiert im Spielaufbau, sowie von Beginn bis Ende unnachgiebig und engagiert gegen den Ball. „Das war über 90 Minuten unser bestes Spiel in dieser Saison“, sagte Sahin.
Neben der funktionierenden Strategie zeigte die für ihre Wankelmütigkeit bekannte Mannschaft eine Widerstandskraft und Energie, die zuletzt im Champions-League-Finale gegen Real Madrid im Juni zu sehen war. „Es tut gut, auch die Art und Weise, wie wir den Sieg errungen haben“, sagte Sahin. Die Mannschaft habe im Training verstanden, was er von ihr wolle, und es im Spiel umgesetzt (goal.com).
Trotz des Erfolgs bleiben Fragen: Warum gelingt es dem BVB nicht, diese Leistung konstant abzurufen? Sahin selbst gab zu, noch keine endgültige Antwort gefunden zu haben, wie man auch auswärts mehr Punkte holen kann. Der Sieg gegen Leipzig gibt jedoch Hoffnung, dass „etwas zusammenwächst“ (goal.com).
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