5.12.2024
Türkische Rohstoffsuche in Afrika Neue Partnerschaften und geopolitische Implikationen

Türkisches Engagement in Afrika: Wirtschaftliche und geopolitische Ziele

Die Türkei baut ihre Beziehungen zu afrikanischen Ländern verstärkt aus, wobei die Sicherung von Energieressourcen und die Erweiterung ihres politischen Einflusses im Vordergrund stehen. Das türkische Forschungsschiff Oruç Reis, das bereits durch seine kontroversen Einsätze im östlichen Mittelmeer bekannt ist, spielt dabei eine Schlüsselrolle. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 5. Dezember 2024 berichtete, sieht die Türkei Afrika als strategisches Ziel für ihre wirtschafts- und machtpolitische Expansion und engagiert sich verstärkt in Regionen, die von europäischen Staaten zunehmend vernachlässigt werden.

Die mit modernster Technologie zur Erkundung des Meeresbodens ausgestattete Oruç Reis wird demnächst vor der Küste Somalias nach Offshore-Ölfeldern suchen. Dies bestätigte der Direktor des somalischen Erdölministeriums, Mohamed Hashi, gegenüber Bloomberg im August 2024. Die Türkei möchte damit ihre Energieversorgung diversifizieren und gleichzeitig ihre Beziehungen in der Region festigen.

Der Einsatz der Oruç Reis vor Somalia ist kein Einzelfall, sondern Teil einer umfassenderen türkischen Strategie zur Stärkung ihres Einflusses in Afrika. Business Insider berichtete im August 2024, dass die Türkei Somalia seit 2011 mit Entwicklungshilfe in Höhe von über einer Milliarde US-Dollar unterstützt hat. Türkische Unternehmen betreiben den Flughafen und den Hafen von Mogadischu, der somalischen Hauptstadt, in der sich auch die weltweit größte türkische Botschaft befindet.

Ähnliche Strategien verfolgt die Türkei auch in anderen afrikanischen Ländern. Bloomberg berichtete im August 2024, dass die Türkei Sicherheitskooperationen mit Abkommen zur Rohstoffförderung verknüpft. Beispielsweise sucht ein türkisches Bergbauunternehmen in Niger nach Gold.

Manche Beobachter interpretieren die verstärkte türkische Präsenz in Afrika als Versuch, den Einfluss traditioneller Akteure wie der EU zu schwächen. Die EU hat die türkischen Erkundungsaktivitäten im östlichen Mittelmeer wiederholt kritisiert und Ankara zu deren Einstellung aufgefordert. Wie die Deutsche Welle am 11. August 2020 berichtete, forderte Griechenland aufgrund der türkischen Aktivitäten eine Sondersitzung der EU-Außenminister.

Der durch die Missionen der Oruç Reis verschärfte Streit um Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer verdeutlicht die geopolitischen Spannungen in der Region. Marketscreener berichtete am 14. September 2020, dass die Türkei die Rückkehr der Oruç Reis in den türkischen Hafen Antalya mit Wartungsarbeiten begründete, während Griechenland den Schritt als Deeskalation begrüßte. Die Türkei betonte jedoch, dass die Erdgaserkundungen in der Region fortgesetzt werden.

Erdogans Afrikapolitik ist somit ein komplexes Zusammenspiel aus wirtschaftlichen Interessen, geopolitischen Ambitionen und dem Bestreben, den Einfluss der Türkei auf dem afrikanischen Kontinent auszubauen. Der Einsatz der Oruç Reis ist ein sichtbares Zeichen für dieses verstärkte Engagement.

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