19.10.2024
Ukraine im Würgegriff der Krise: Ungebrochener Hilfsbedarf nach zwei Jahren Krieg
Zwei Jahre nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine ist das Land weiterhin von einer tiefgreifenden humanitären Krise betroffen. Rund 14,6 Millionen Menschen, etwa 40 Prozent der Gesamtbevölkerung, sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Lage ist besonders prekär für die 3,3 Millionen Menschen in Gemeinden nahe den Frontlinien, wo der Zugang für Hilfsorganisationen oft erschwert ist. Über 6 Millionen Menschen haben das Land verlassen, und weitere 4 Millionen wurden innerhalb der Ukraine vertrieben. Die humanitäre Organisation Aktion gegen den Hunger hat seit der Invasion im Februar 2022 mehr als 500.000 Menschen unterstützt. Die Hilfsmaßnahmen konzentrieren sich auf die Verbesserung der Ernährungssicherheit, insbesondere für Vertriebene und Bedürftige. 7,3 Millionen Menschen benötigen Nahrungsmittel und Unterstützung für ihren Lebensunterhalt. Darüber hinaus umfassen die Maßnahmen den Zugang zu medizinischer Grundversorgung, psychologischer Betreuung sowie Wasser, Hygiene und sanitären Einrichtungen. Ein besonderes Augenmerk gilt Kindern und Jugendlichen, deren formale Bildung aufgrund des Krieges und der vorangegangenen Corona-Pandemie seit vier Jahren massiv beeinträchtigt ist. Die psychische Gesundheit und die kognitive Entwicklung vieler Kinder sind durch den langen Ausfall des Schulunterrichts gefährdet. Aktion gegen den Hunger bietet daher auch psychologische und psychosoziale Betreuung an. Die ukrainische Regierung berichtet, dass seit Februar über 3.790 Bildungseinrichtungen beschädigt oder zerstört wurden. Die Organisation koordiniert ihre humanitäre Hilfe in der Ukraine von Kiew aus und konzentriert sich im westlichen Teil über den Stützpunkt Czernowitz auf psychische Gesundheit, die Verteilung von Nahrungsmitteln und multisektorale Soforthilfe durch Bargeldtransfers. Im Osten des Landes wird die Hilfe über Stützpunkte in Dnipro und Charkiw organisiert, um besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen zu unterstützen. Geschäftsführer Jan Sebastian Friedrich-Rust von Aktion gegen den Hunger warnt, dass die humanitäre Lage sich 2024 weiter verschlechtern könnte. Viele Menschen könnten erneut gezwungen sein, ihr Zuhause zu verlassen. Der Krieg ist noch nicht vorbei und die Bedarfe wachsen weiter. Die anfängliche Welle der Solidarität zeigt erste Brüche, da sich der Konflikt in die Länge zieht. Die internationale Gemeinschaft hat bisher lediglich 60 Prozent der von den Vereinten Nationen geschätzten 3,9 Milliarden Dollar bereitgestellt, die für eine angemessene humanitäre Hilfe notwendig wären. Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist ebenfalls in der Ukraine aktiv und konzentriert ihre Bemühungen auf die Unterstützung von Menschen nahe den Frontlinien. Sie versorgen die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, Hygieneartikeln und grundlegenden Gütern wie Batterien, Lampen, Dämmmaterial und Brennstoffen. Die Johanniter betonen, dass vor allem Kinder psychologischer Hilfe bedürfen und unterstützen daher auch vier Frauenhäuser, in denen Mütter mit ihren Kindern, die häusliche Gewalt erlebt haben, Zuflucht finden. Neben der humanitären Nothilfe ist auch die langfristige Unterstützung der Ukraine ein wichtiges Thema. Aktion Deutschland Hilft, ein Bündnis deutscher Hilfsorganisationen, stellt fest, dass fast 40 Prozent der Ukrainer:innen humanitäre Hilfe benötigen und die Zahl der Hilfsprojekte steigt. Im Rahmen der Nothilfe wurden bereits über 327.000 Menschen erreicht und mehr als 5,85 Millionen Euro Spenden umgesetzt. Die Hilfsorganisationen betonen, dass die Arbeit unter schwierigen Bedingungen fortgeführt wird und die psychische Belastung für die Menschen wächst. Winterhilfe, die Instandsetzung von Gebäuden und die soziale Betreuung vertriebener Menschen sind nur einige der Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Die Hilfseinsätze der Organisationen werden durch Spenden finanziert. Aktion gegen den Hunger und die Johanniter-Unfall-Hilfe rufen zu Spenden auf, um ihre Arbeit fortsetzen zu können und den Menschen in der Ukraine weiterhin beizustehen. Sie garantieren, dass die Spenden direkt und effektiv für die Hilfe vor Ort eingesetzt werden.
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