Bidens Angola-Besuch: US-Strategie im Schatten Chinas
US-Präsident Joe Biden absolvierte seinen ersten und gleichzeitig letzten Besuch in Subsahara-Afrika während seiner Präsidentschaft in Angola. Dieser Besuch, 49 Tage vor Amtsende und ursprünglich für Oktober geplant (F.A.Z.), verdeutlicht die amerikanische Strategie, Chinas wachsendem Einfluss in Afrika entgegenzuwirken und strategische Partnerschaften zu festigen.
Im Zentrum des Besuchs stand der "Lobito-Korridor", ein ambitioniertes Infrastrukturprojekt mit US-Unterstützung. Die Modernisierung der 1300 Kilometer langen Eisenbahnstrecke soll den Süden der Demokratischen Republik Kongo und Sambia mit dem angolanischen Hafen Lobito verbinden. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnet es als "das größte US-Investment in ein Zugprojekt in Afrika aller Zeiten". Der Korridor soll den Export wichtiger Rohstoffe wie Kupfer und Kobalt fördern und den beteiligten Ländern einen besseren Zugang zum Weltmarkt ermöglichen.
Die F.A.Z. ordnet das Projekt der US-Initiative "Partnerschaft für Globale Infrastruktur und Investitionen" zu und sieht darin eine Antwort auf Chinas "Neue Seidenstraße". Die Deutsche Welle erinnert daran, dass China seit den 1970er Jahren massiv in der Region investiert und großes Interesse an den afrikanischen Rohstoffen hat. Angola ist mit rund 25 Milliarden US-Dollar Chinas größter Schuldner in Afrika und begleicht seine Schulden vorzugsweise mit Öllieferungen.
Während die USA den Lobito-Korridor zum Atlantik unterstützen, baut China die bereits existierende Tanzania Zambia Railway (TAZARA) zum Indischen Ozean aus. Laut Deutscher Welle ergeben sich damit zwei gleichwertige Transportoptionen für Rohstoffe: der Lobito-Korridor und die TAZARA.
Für den angolanischen Präsidenten João Lourenço ist Bidens Besuch ein diplomatischer Erfolg. Die Deutsche Welle zitiert den Politikanalysten Cláudio Silva, der den Besuch als "Früchte seiner diplomatischen Bemühungen" bezeichnet. Angola verfolgt eine diversifizierte Außenpolitik und kooperiert sowohl mit den USA, China als auch Russland.
Neben dem Lobito-Korridor wird auch die militärische Zusammenarbeit zwischen den USA und Angola intensiviert. Der Afrikanist Paulo Inglês vermutet gegenüber der Deutschen Welle die Errichtung eines US-Militärstützpunkts im Norden Angolas, was jedoch von beiden Seiten dementiert wird.
Bidens Besuch kurz vor Amtsende wirft die Frage nach der Afrikapolitik seines Nachfolgers Donald Trump auf. Die Süddeutsche Zeitung erinnert an Trumps abwertende Äußerungen über afrikanische Länder während seiner ersten Amtszeit. Es bleibt abzuwarten, ob er die strategische Bedeutung Afrikas und die Notwendigkeit, Chinas Einfluss einzudämmen, ähnlich bewertet wie sein Vorgänger.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/biden-in-angola-auch-in-afrika-wollen-die-usa-china-die-stirn-bieten-110148627.html
- Deutsche Welle: https://www.dw.com/de/joe-bidens-letzte-auslandsreise-f%C3%BChrt-nach-angola/a-70380274
- Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/politik/angola-biden-china-usa-lux.FrAcf8HhfTM3RQfx5PQdVj
- Spiegel Online: https://www.spiegel.de/ausland/joe-biden-in-angola-grosse-worte-grosse-enttaeuschung-a-390d6a8f-bc0b-4c88-8cac-c3cee7258b7f
- ad-hoc-news: https://www.ad-hoc-news.de/wirtschaft/us-praesident-joe-biden-trifft-im-rahmen-seiner-voraussichtlich-letzten/66211772