Variable Stromtarife, bei denen der Preis für die Kilowattstunde je nach Angebot und Nachfrage an der Strombörse schwankt, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Ab 2025 müssen Stromversorger solche Tarife anbieten. Doch was bedeutet das für die Verbraucher? Lohnt sich der Wechsel zu einem variablen Tarif wirklich?
Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.) berichtet, sieht Verivox-Chef Daniel Puschmann die Idee hinter dynamischen Strompreisen grundsätzlich positiv. Niedrige Preise spiegeln eine geringere Nachfrage und möglicherweise eine hohe Stromproduktion aus erneuerbaren Energien wider. Wenn Verbraucher dazu angeregt werden, Strom in diesen Zeiten zu nutzen, könnten die Stromnetze besser ausgelastet und ein teurer Ausbau vermieden werden.
Der MDR berichtete am 19. April 2023, dass variable Tarife bereits in Ländern wie Norwegen weit verbreitet sind. Der Stromanbieter Tibber, der auch in Deutschland aktiv ist, gibt die Börsenstrompreise nahezu in Echtzeit an die Kunden weiter. Das Unternehmen erhebt eine monatliche Gebühr, anstatt an der verbrauchten Kilowattstunde zu verdienen. Tibber-Deutschland-Chefin Marion Nöldgen betont, das Ziel sei ein transparenterer und bewussterer Umgang mit Strom.
Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sieht laut MDR vor allem für Haushalte mit hohem Stromverbrauch, beispielsweise durch Elektroautos oder Wärmepumpen, Potenzial in variablen Tarifen. Voraussetzung sei jedoch die Flexibilität, den Verbrauch in preisgünstige Zeiten zu verlagern. Dies erfordert eine aktive Auseinandersetzung mit der Preisentwicklung und die Bereitschaft, auch höhere Preise in Kauf zu nehmen.
Experten wie Sandra Duy vom Verbraucherportal Finanztip raten laut MDR jedoch Verbrauchern mit einem engen Budget von variablen Tarifen ab. Die schwankenden Preise erschweren die Budgetplanung. Ein fester Tarif biete hier mehr Sicherheit.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die technische Ausstattung. Für die optimale Nutzung variabler Tarife sind smarte Stromzähler notwendig, die den Verbrauch stundengenau messen. Wie der MDR berichtet, besteht erst ab 2025 ein Rechtsanspruch auf solche Zähler. Bis dahin müssen Anbieter wie Tibber oft mit Zusatztechnik nachrüsten, was zusätzliche Kosten verursachen kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass variable Stromtarife Chancen und Risiken bieten. Sie können zu einem bewussteren Stromverbrauch und potenziellen Einsparungen führen, erfordern aber auch Flexibilität und die Bereitschaft, sich mit der Preisentwicklung auseinanderzusetzen. Für Haushalte mit einem knappen Budget und ohne smarte Technologien sind feste Tarife weiterhin die bessere Wahl.
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