19.10.2024
Verbot der Moskauer orthodoxen Kirche in der Ukraine: Ein Schritt zur Stärkung der nationalen Sicherheit

Krieg in der Ukraine: Ukrainisches Parlament verbietet Moskauer orthodoxe Kirche

Am 20. August 2024 hat das ukrainische Parlament, die Werchowna Rada, mit einer deutlichen Mehrheit für ein Gesetz gestimmt, das die Aktivitäten der Moskauer orthodoxen Kirche in der Ukraine verbietet. Der Gesetzentwurf erhielt 265 Stimmen von 322 anwesenden Abgeordneten, während nur 29 Abgeordnete gegen das Verbot stimmten. Die Entscheidung wird von der ukrainischen Regierung als ein Schritt zur Stärkung der nationalen Sicherheit und zur Bekämpfung des russischen Einflusses im Land betrachtet.

Die Moskauer orthodoxe Kirche wird von der ukrainischen Regierung als ein Instrument des Kremls angesehen, das die russische Aggression gegen die Ukraine unterstützt. In der Erklärung der Abgeordneten wird betont, dass die Kirche in der Vergangenheit Verbrechen gegen das eigene Volk gerechtfertigt habe. Der Abgeordnete Jaroslaw Schelesnjak kündigte an, dass das Gesetz 30 Tage nach seiner Verkündung in Kraft treten wird. Religiöse Organisationen, die weiterhin mit der Russisch-Orthodoxen Kirche verbunden sind, haben nun neun Monate Zeit, um ihre Verbindungen zu kappen.

Die Entscheidung des Parlaments ist nicht unumstritten. Kritiker warnen, dass ein solches Verbot die religiöse Spaltung innerhalb der Ukraine weiter vertiefen könnte. In der zersplitterten ukrainischen Kirchenlandschaft unterstehen derzeit etwa 10.000 Gemeinden dem Moskauer Patriarchat. Diese Gemeinden sind in der Vergangenheit als Unterstützer der russischen Invasion kritisiert worden.

Die Reaktionen auf das Verbot sind gemischt. Während die ukrainische Regierung und viele Abgeordnete das Gesetz als historischen Schritt zur Wahrung der nationalen Sicherheit feiern, äußern westliche Partner Bedenken hinsichtlich der möglichen religiösen Spannungen, die aus einem solchen Verbot resultieren könnten. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, verurteilte das Verbot scharf und bezeichnete es als Versuch, die „wahre Orthodoxie“ zu vernichten.

Die orthodoxe Kirche in der Ukraine hat eine komplexe Geschichte, die eng mit der politischen Entwicklung des Landes verbunden ist. Seit der Unabhängigkeit der Ukraine im Jahr 1991 hat die ukrainische Gesellschaft versucht, sich von der russischen Einflussnahme zu lösen. Im Jahr 2018 erkannte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus, eine unabhängige orthodoxe Kirche der Ukraine an, die nicht mehr dem Moskauer Patriarchat untersteht. Dies führte zu einer weiteren Spaltung innerhalb der orthodoxen Gemeinschaft in der Ukraine.

Die Moskauer orthodoxe Kirche hat sich zwar formal von Russland losgesagt, erkennt jedoch weiterhin den Moskauer Patriarchen an. Diese Ambivalenz hat zu Spannungen innerhalb der Kirche geführt, da es sowohl Priester und Bischöfe gibt, die Moskauer Interessen vertreten, als auch viele, die klar zur Ukraine stehen.

Die ukrainische Regierung hat in den letzten Monaten zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um den Einfluss der Moskauer Kirche zu reduzieren. Dazu gehören auch strafrechtliche Ermittlungen gegen Geistliche, die verdächtigt werden, mit dem Kreml zusammenzuarbeiten. In diesem Zusammenhang wurden bereits mehrere Kleriker wegen Hochverrats verurteilt.

Das neue Gesetz wird als Teil einer breiteren Strategie der ukrainischen Regierung gesehen, die darauf abzielt, die nationale Identität zu stärken und den Einfluss Russlands auf die ukrainische Gesellschaft zu verringern. Präsident Wolodymyr Selenskyj hat betont, dass das Gesetz notwendig sei, um sicherzustellen, dass die ukrainische Kirche nicht manipuliert wird.

Die Situation bleibt angespannt, da die Ukraine weiterhin mit den Herausforderungen des Krieges und den damit verbundenen sozialen und politischen Spannungen konfrontiert ist. Die Entscheidung des Parlaments könnte weitreichende Folgen für die religiöse Landschaft in der Ukraine haben und die Beziehungen zwischen den verschiedenen orthodoxen Gemeinschaften weiter belasten.

Insgesamt zeigt die Verabschiedung des Gesetzes ein starkes Bekenntnis der ukrainischen Führung zur nationalen Sicherheit und zur Unabhängigkeit von russischem Einfluss. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich die religiöse Landschaft in der Ukraine entwickeln wird und welche Reaktionen sowohl national als auch international auf diese Entscheidung folgen werden.

Die Entwicklungen in der Ukraine, insbesondere im Hinblick auf den Krieg und die damit verbundenen politischen Entscheidungen, bleiben ein zentrales Thema für die internationale Gemeinschaft. Die Reaktionen auf das Verbot der Moskauer orthodoxen Kirche werden weiterhin genau beobachtet, da sie nicht nur die ukrainische Gesellschaft, sondern auch die geopolitischen Spannungen in der Region beeinflussen könnten.

Quellen: Süddeutsche Zeitung, ZDF, Deutsche Welle, Zeit Online, dpa.

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