Premierminister Benjamin Netanjahu und das israelische Sicherheitskabinett haben am Dienstag über einen möglichen Waffenstillstand mit der Hisbollah beraten. Medienberichten zufolge, darunter die Süddeutsche Zeitung und verschiedene israelische Quellen, könnte das Kabinett einer von den USA vermittelten Vereinbarung zustimmen, die das Ende der seit Oktober 2023 andauernden Kampfhandlungen zum Ziel hat. Trotz der Verhandlungen bestätigte ein Sprecher der israelischen Armee fortgesetzte Angriffe auf Hisbollah-Ziele in Beirut und anderen Teilen des Libanon. Augenzeugen berichteten laut dpa von schweren Explosionen in Beirut, nachdem die Bevölkerung zuvor aufgefordert worden war, Schutz zu suchen. Reuters meldete mindestens zehn simultane Angriffe auf Beiruter Vororte, die laut der Agentur die bisher massivsten dieser Art darstellen. Das libanesische Gesundheitsministerium bezifferte die Zahl der Todesopfer durch die israelischen Angriffe auf mindestens 31. Die Süddeutsche Zeitung weist darauf hin, dass viele Informationen von Konfliktparteien stammen und sich zum Teil nicht unabhängig verifizieren lassen.
Der vorgeschlagene Waffenstillstand sieht Medienberichten zufolge eine 60-tägige Umsetzungsphase vor. In diesem Zeitraum sollen sich israelische Truppen aus dem Südlibanon zurückziehen, während die Hisbollah ihre Stützpunkte an der Grenze zu Israel räumt. Im Anschluss soll die libanesische Armee die Kontrolle über das Gebiet übernehmen. Wie der Deutschlandfunk berichtet, soll ein aus fünf Staaten, darunter Deutschland, bestehendes Komitee unter US-Führung die Einhaltung des Waffenstillstands überwachen. Der Litani-Fluss, den israelische Bodentruppen nach eigenen Angaben erreicht haben, soll die Demarkationslinie bilden, hinter die sich die Hisbollah dauerhaft zurückziehen muss. Die Tagesschau berichtet, dass die libanesische Regierung 5000 Soldaten in den Süden des Landes entsenden will, um die Einhaltung der Waffenruhe zu gewährleisten.
Trotz der Hoffnungen auf einen baldigen Waffenstillstand halten die Kampfhandlungen an. Die israelische Armee gab bekannt, bei einem Luftangriff nahe der libanesischen Küstenstadt Tyrus einen Hisbollah-Kommandeur getötet zu haben. Gleichzeitig meldeten israelische Medien Raketenbeschuss aus dem Libanon auf die grenznahe Stadt Kiriat Schmona. Die FAZ berichtet von einer Eskalation des beidseitigen Beschusses in den letzten Tagen, was von einigen Beobachtern als Anzeichen für eine bevorstehende Einigung gewertet wird. Demnach habe Washington Jerusalem Waffenlieferungen im Gegenzug für die Zustimmung zum Waffenstillstand angeboten.
Die Reaktionen auf den bevorstehenden Waffenstillstand sind unterschiedlich. Während die USA und der libanesische Außenminister Abdullah Bou Habib vorsichtig optimistisch sind, kritisieren Hardliner in Israel die Vereinbarung als „historischen Fehler“. Wie die NZZ berichtet, gibt es auch in Israel Stimmen, die den Plan als Kapitulation gegenüber der Hisbollah und dem Iran betrachten. Sie befürchten, dass die Bedrohung durch die Hisbollah trotz des Waffenstillstands bestehen bleibt.
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