19.10.2024
Wahlkampfendspurt in Thüringen und Sachsen: Politische Weichenstellungen vor den Landtagswahlen

Landtagswahlen im Osten: Wahlkampf in Thüringen und Sachsen geht in den Endspurt

Am kommenden Sonntag, dem 1. September 2024, stehen in den Bundesländern Thüringen und Sachsen die Landtagswahlen an. Der Wahlkampf hat in den letzten Wochen an Intensität gewonnen, und die politischen Parteien mobilisieren ihre Anhänger, um die Wählergunst zu gewinnen. Die neuesten Umfragen zeigen interessante Entwicklungen und mögliche Szenarien für die Regierungsbildung in beiden Bundesländern.

Aktuelle Umfragen und Parteipräferenzen

Laut dem ZDF-Politbarometer Extra wird die Alternative für Deutschland (AfD) in Thüringen voraussichtlich die stärkste Partei werden, während die Christlich Demokratische Union (CDU) in Sachsen mit einem Wahlsieg rechnen kann. In Thüringen liegt die AfD bei 29 Prozent, gefolgt von der CDU mit 23 Prozent und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 18 Prozent. Die Linkspartei, die derzeit mit Bodo Ramelow den Ministerpräsidenten stellt, kommt auf 13 Prozent. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) wird mit 6 Prozent und die Grünen mit 4 Prozent in den Umfragen aufgeführt, wobei Letztere möglicherweise den Einzug in den Landtag verpassen könnten. Für andere Parteien ergeben sich zusammen 7 Prozent, ohne dass eine Partei die 3-Prozent-Hürde überschreitet.

In Sachsen hingegen führt die CDU mit 33 Prozent, gefolgt von der AfD mit 30 Prozent. Die Linkspartei wird mit 4 Prozent nicht im Landtag vertreten sein, während die Grünen und die SPD jeweils 6 Prozent erreichen könnten. Das BSW wird mit 12 Prozent angegeben. Auch hier gibt es eine Vielzahl von Koalitionsmöglichkeiten, darunter die Fortsetzung der Regierung aus CDU, Grünen und SPD oder ein Bündnis aus CDU und BSW.

Wahlkampfendspurt und Mobilisierung der Parteien

In den letzten Tagen vor der Wahl haben die Parteien ihre Wahlkampfstrategien intensiviert. Spitzenpolitiker der Bundesparteien reisen in die beiden Bundesländer, um ihre Kandidaten zu unterstützen und Wähler zu mobilisieren. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird zusammen mit der sächsischen SPD-Spitzenkandidatin Petra Köpping beim Wahlkampfabschluss in Chemnitz erwartet. Diese finalen Kundgebungen sind entscheidend, um die unentschlossenen Wähler zu erreichen, von denen in beiden Bundesländern ein erheblicher Teil noch nicht entschieden ist, wen sie wählen werden.

Einfluss des Anschlags von Solingen

Die Wahlkampfdynamik könnte auch durch den mutmaßlich islamistischen Anschlag in Solingen beeinflusst worden sein, bei dem am Freitagabend drei Menschen getötet und mehrere verletzt wurden. Trotz dieser tragischen Ereignisse zeigen die Umfragen wenig Bewegung bei den Parteipräferenzen. Experten betonen, dass Wahlumfragen immer mit Unsicherheiten behaftet sind und sich die Meinungslandschaft kurzfristig ändern kann.

Unsicherheiten und taktisches Wählen

Meinungsforscher wie Manfred Güllner von Forsa äußern, dass der Ausgang der Wahlen in Sachsen und Thüringen ungewöhnlich schwer abzuschätzen sei. Die Beliebtheit der amtierenden Ministerpräsidenten, Bodo Ramelow in Thüringen und Michael Kretschmer in Sachsen, könnte zwar einen Einfluss auf die Wähler haben, jedoch stimmen viele Anhänger anderer Parteien nicht für die Amtsinhaber. Güllner beschreibt die Situation als eine Entscheidungsmatrix, die in den alten Bundesländern nicht gewohnt ist, was zusätzliche Unsicherheiten schafft.

Politologen wie Hans Vorländer weisen darauf hin, dass viele Wähler in Sachsen strategisch oder taktisch wählen könnten. Dies könnte bedeuten, dass sie überlegen, ob sie die CDU zur stärksten Kraft machen oder eher den Grünen und der SPD zum Einzug in den Landtag verhelfen, um eine Koalition mit der AfD zu verhindern. Die hohe Anzahl unentschlossener Wähler könnte somit entscheidend für den Wahlausgang sein.

Fazit

Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen stehen vor der Tür, und die politischen Parteien setzen alles daran, ihre Wähler zu mobilisieren. Die AfD könnte in Thüringen die stärkste Kraft werden, während die CDU in Sachsen um den Wahlsieg kämpft. Der Einfluss des Anschlags von Solingen und die hohe Zahl unentschlossener Wähler könnten die Wahlentscheidungen maßgeblich beeinflussen. Die kommenden Tage werden entscheidend sein, um zu sehen, wie sich die politische Landschaft in diesen beiden Bundesländern entwickeln wird.

Quellen: dpa, ZDF, Forsa

Weitere
Artikel