19.10.2024
Waldrappe auf der Reise ins Überleben: Ein Naturschutzprojekt im Fokus
Bedrohte Vögel: Junge Waldrappe fliegen begleitet von Menschen nach Süden

Bedrohte Vögel: Junge Waldrappe fliegen begleitet von Menschen nach Süden

In einem bemerkenswerten Naturschutzprojekt haben 36 junge Waldrappe, die in Zoos geschlüpft sind, ihren Weg in das Winterquartier in Südspanien angetreten. Begleitet von einem Ultraleichtflugzeug, das von Menschen gesteuert wird, haben die Vögel ihre Reise am Waginger See in Oberbayern begonnen. Diese Initiative ist Teil eines umfassenden Programms zur Wiederansiedlung einer der seltensten Vogelarten der Welt, die in Deutschland nahezu ausgestorben war.

Hintergrund zur Art

Der Waldrapp (Geronticus eremita) ist ein Zugvogel, der für sein markantes Aussehen bekannt ist, insbesondere für die auffälligen Federn am Kopf und den sichelförmigen Schnabel. Historisch war der Waldrapp in Mitteleuropa weit verbreitet, wurde jedoch bereits im 17. Jahrhundert durch intensive Jagd und Lebensraumverlust ausgerottet. Heute existieren nur noch kleine Populationen in Marokko, Spanien, Österreich und der Türkei. Die Wiederansiedlung in Deutschland ist ein ehrgeiziges Projekt, das seit 2011 von verschiedenen Naturschutzorganisationen, einschließlich des WWF, unterstützt wird.

Die aktuelle Migration

Die Reise der Waldrappe ist eine komplexe und herausfordernde Aufgabe. Projektleiter Johannes Fritz vom Waldrappteam erklärte, dass die Vögel bereits etwa 1350 Kilometer zurückgelegt haben, wobei noch einmal die gleiche Strecke bis zum Ziel in Andalusien vor ihnen liegt. Die Vögel sind darauf trainiert, ihren menschlichen Bezugspersonen zu folgen, was durch tägliche Übungen und schrittweise Erhöhung der Flugstrecken erreicht wurde. Ziel ist es, dass die Vögel bis Ende September ihr Winterquartier erreichen.

Vorbereitung und Training

Um die Waldrappe auf ihre Reise vorzubereiten, haben die Betreuer im Tierpark Hellabrunn in München und anderen Zoos intensiv mit den Tieren gearbeitet. Die täglichen Übungen umfassten das Fliegen in Etappen, wobei die Distanz schrittweise auf bis zu 300 Kilometer pro Tag erhöht wurde. Diese Methode soll sicherstellen, dass die Vögel nicht nur die Strecke lernen, sondern auch in der Lage sind, die Herausforderungen der Migration zu bewältigen.

Naturschutz und Herausforderungen

Die Wiederansiedlung des Waldrapps ist nicht nur eine Frage des Fliegens. Es gibt zahlreiche Herausforderungen, denen sich die Vögel während ihrer Migration stellen müssen. Dazu gehören ungesicherte Stromleitungen, die eine erhebliche Gefahr darstellen, sowie die Bedrohung durch illegale Jagd in den Überwinterungsgebieten. Naturschutzorganisationen arbeiten daran, diese Gefahren zu minimieren, um die Überlebenschancen der Vögel zu erhöhen.

Der Weg in die Zukunft

Das Projekt zur Wiederansiedlung des Waldrapps ist ein Beispiel für erfolgreiche Naturschutzmaßnahmen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Die Hoffnung ist, dass die Vögel eines Tages in der Lage sein werden, selbstständig zu migrieren und eine stabile Population in Europa zu etablieren. Die Unterstützung durch die Öffentlichkeit und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Naturschutzorganisationen sind entscheidend für den langfristigen Erfolg dieses Projekts.

Fazit

Die Reise der jungen Waldrappe nach Südspanien ist ein beeindruckendes Beispiel für den Einsatz von Mensch und Natur im Kampf gegen das Artensterben. Mit jedem Flugkilometer, den die Vögel zurücklegen, wird ein Schritt in Richtung einer hoffentlich stabilen und selbstständig lebenden Population gemacht. Die nächsten Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die Vögel ihr Ziel erreichen und ob das Projekt weiterhin erfolgreich sein kann.

Quellen: - dpa - Tierpark Hellabrunn - Waldrappteam - WWF

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