Alice Weidel wird die AfD als Kanzlerkandidatin in den kommenden Bundestagswahlkampf führen. Der Bundesvorstand und die Landesvorsitzenden der Partei haben die 45-Jährige am Samstag in Berlin einstimmig als Kandidatin für den Parteitag in Riesa im Januar vorgeschlagen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Bei einer Pressekonferenz mit ihrem Co-Parteivorsitzenden Tino Chrupalla sprach Weidel laut dpa von einem „großen Tag für die Partei und ein großer Tag für Deutschland“. Auch die ZEIT berichtet über die Nominierung und zitiert Weidel mit denselben Worten. Die Bestätigung auf dem Parteitag gilt als reine Formalität. Laut tagesschau.de stellt die AfD damit erstmals seit ihrer Gründung eine Kanzlerkandidatin bzw. einen Kanzlerkandidaten auf.
Wie verschiedene Medien, darunter die NOZ, berichten, unterstrich Weidel den Regierungsanspruch der AfD und begründete ihre Kandidatur mit den aktuellen Umfrageergebnissen. Die AfD sehe sich laut Weidel auf dem zweiten Platz und leite daraus einen Regierungsauftrag ab. Chrupalla bezeichnete den Tag als historisch und sprach von einem „Wahlkampf als Mannschaft mit einer Stürmerin“, wie unter anderem stern.de berichtet. Die Süddeutsche Zeitung verweist darauf, dass die AfD in bundesweiten Umfragen derzeit bei 18 bis 19 Prozent liegt, hinter der Union mit 32 bis 33 Prozent.
Wie die ZEIT und Radio Lippewelle Hamm berichten, hatte Weidel bereits im Sommer 2023 in einem Interview Pläne für eine Kanzlerkandidatur angedeutet, als die Umfragewerte der Partei zu steigen begannen. Da im Bundestag jedoch keine Mehrheiten für eine AfD-Kanzlerin absehbar sind, weil keine andere Partei eine Koalition mit der AfD eingehen möchte, hat die Kandidatur Weidels vornehmlich symbolischen Charakter, wie unter anderem die ZEIT und stern.de analysieren. WELT TV zeigt in einem Videobeitrag die Pressekonferenz, auf der Weidel und Chrupalla die Kandidatur bekanntgaben.
Vor der AfD-Bundesgeschäftsstelle in Berlin kam es am Samstag zu Protesten gegen die Nominierung Weidels, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Ein Bündnis ziviler Organisationen demonstrierte mit Schildern, auf denen unter anderem „Nie wieder Faschismus“ und „AfD Verbot Jetzt“ zu lesen war.
Weidel war bereits zweimal Teil eines Spitzenduos für Bundestagswahlen: 2017 mit Alexander Gauland und 2021 mit Tino Chrupalla, wie tagesschau.de berichtet.