4.1.2025
Weniger Asylanträge in Deutschland Ursachen und Herausforderungen

Rückgang der Asylantragstellungen in Deutschland 2024

Die Zahl der Asylanträge in Deutschland ist 2024 deutlich zurückgegangen. Vorläufigen Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zufolge, die der „Welt am Sonntag“ vorliegen, wurden etwa 230.000 Anträge registriert. Das entspricht einem Rückgang von rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wie die Tagesschau berichtet, bestätigte Regierungssprecher Wolfgang Büchner diesen Trend und sieht darin einen Erfolg der Regierungspolitik, die unter anderem auf Grenzkontrollen mit Zurückweisungen, verstärkte Abschiebungen und die europäische Asylreform setzt. Bemerkenswert ist der ausbleibende Anstieg der Antragszahlen im zweiten Halbjahr 2024, entgegen dem üblichen saisonalen Trend.

Die FAZ analysiert diesen Rückgang im Kontext der bevorstehenden Bundestagswahl und hinterfragt, ob er tatsächlich auf die Politik von Bundeskanzler Olaf Scholz zurückzuführen ist, der im Sommer von der „größten Wende im Umgang mit Migration“ gesprochen hatte. Dieser positive Trend in Deutschland steht im Gegensatz zur globalen Entwicklung, wo die Zahl der Geflüchteten laut UNHCR auf einen Rekordwert von 122 Millionen gestiegen ist.

Experten wie der Migrationsrechtler Daniel Thym von der Universität Konstanz relativieren den Einfluss nationaler Maßnahmen. Der Rückgang der Asylzahlen sei nicht allein auf Grenzkontrollen oder die Einführung der Bezahlkarte für Asylbewerber zurückzuführen, sondern auch auf externe Faktoren wie die erschwerte Durchreise durch Serbien auf der Balkanroute und die Kooperation Italiens mit Tunesien, welche die Ankünfte im zentralen Mittelmeer verringert habe. Auch Franck Düvell von der Universität Osnabrück betont die Bedeutung externer Faktoren. Thym plädiert für eine ganzheitliche Betrachtung: Nationale Maßnahmen müssten mit den Nachbarländern abgestimmt und die Restriktionen entlang der wichtigsten Migrationsrouten berücksichtigt werden.

Trotz des Rückgangs sehen die Kommunen weiterhin große Herausforderungen. Uwe Brandl, Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, betonte gegenüber der Tagesschau, dass angesichts von zwei Millionen Menschen in den Betreuungssystemen keine Entwarnung gegeben werden könne. Die Unterbringung bleibe problematisch, verschärft durch Wohnungsknappheit und die Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt, auch durch die über eine Million Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland. Brandl schlägt eine Zentralisierung und Digitalisierung der Unterbringung sowie strengere Regeln für den Familiennachzug vor. Zudem fordert er eine Anpassung der Sozialleistungen an das europäische Niveau, was seiner Ansicht nach eine Grundgesetzänderung erfordern würde. Auch André Berghegger, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, sieht die Kommunen an ihrer Leistungsgrenze und fordert mehr finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern für Integrations- und Sprachkurse.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser plant eine Verlängerung der Grenzkontrollen. Statista zufolge wurden bis Ende November 2024 rund 236.000 Asylanträge gestellt. Hochgerechnet könnte die Zahl im Gesamtjahr bei etwa 258.000 liegen. Die bpb bietet detaillierte Zahlen zum Thema Asyl und weist darauf hin, dass 2023 insgesamt 351.915 Asylanträge gestellt wurden. Das BAMF veröffentlichte im Januar 2024 die endgültigen Zahlen für 2023: 351.915 Anträge (329.120 Erst- und 22.795 Folgeanträge). Die meisten Anträge stammten aus Syrien, der Türkei und Afghanistan.

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