19.10.2024
Wiederherstellung der Habichtskauz-Population in Deutschland
Tierschutzprojekt: 23 Habichtskäuze ausgewildert

Tierschutzprojekt: 23 Habichtskäuze ausgewildert

In diesem Jahr wurden in der Oberpfalz 23 Habichtskäuze ausgewildert, wie der Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB) berichtet. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenden Projekts zur Wiederansiedlung der Art, die in Deutschland als ausgestorben galt. Die ausgewilderten Vögel stammen aus Nachzuchten in Zoos und Wildparks in Deutschland und Frankreich.

Hintergrund und Ziel des Projekts

Der Habichtskauz ist der größte und zugleich einer der seltensten Käuze in Mitteleuropa. Er erreicht eine Größe von etwa 60 Zentimetern und hat eine Spannweite von bis zu 125 Zentimetern. Die letzten bekannten Exemplare in Deutschland wurden vor fast 100 Jahren in der bayerisch-tschechischen Grenzregion gesichtet, bevor die Art ausstarb. Seit 2017 wird nun in Nordostbayern daran gearbeitet, die Population wiederherzustellen.

Wiederansiedlung in Nordostbayern

Die 23 Habichtskäuze sollen in den Wäldern der Oberpfalz und Oberfrankens heimisch werden. Seit Beginn des Wiederansiedlungsprojekts wurden bereits über 100 Habichtskäuze in die Freiheit entlassen. VLAB-Vorsitzender Johannes Bradtka hebt hervor, dass ein großes Netzwerk von Unterstützern entstanden ist, um die genetische Vielfalt der Population zu fördern. Dies ist entscheidend, um Inzucht zu vermeiden und die langfristige Überlebensfähigkeit der Art zu sichern.

Genetische Vielfalt und DNA-Sequenzierung

Ein wichtiger Schritt in diesem Projekt ist die DNA-Sequenzierung der ausgewilderten Vögel. Projektleiterin Michaela Domeyer erklärt, dass diese Maßnahme dazu dient, den Genpool der Population kontinuierlich zu überprüfen und zu erweitern. Die genetische Vielfalt ist ein zentraler Faktor für das Überleben der Art, und durch gezielte Maßnahmen kann das Aussterberisiko verringert werden.

Technologische Fortschritte: GPS-Sender

In diesem Jahr wurden einige der ausgewilderten Habichtskäuze mit GPS-GSM-Ortungsgeräten ausgestattet. Neun Vögel tragen nun kleine, nur 26 Gramm schwere Geräte, die von einem Tierarzt an der Hüfte befestigt wurden. Diese Sender ermöglichen es den Forschern, die Wanderungsbewegungen der Käuze zu verfolgen und wertvolle Daten über ihr Verhalten nach der Freilassung zu sammeln. Nach etwa einem Jahr lösen sich die Bänder, sodass die Geräte abfallen können und wiederverwendet werden können.

Vorbereitung auf die Freiheit

Vor der Freilassung wurden die Habichtskäuze in speziellen Volieren untergebracht, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Während dieser Zeit erhielten sie Futter und konnten sich auf das Leben in der Wildnis vorbereiten. Bradtka berichtet, dass die Tiere am Ende ihrer Zeit in den Volieren ungeduldig wurden und unbedingt in die Freiheit wollten.

Überlebensraten und Herausforderungen

Die Sterblichkeitsrate der ausgewilderten Habichtskäuze liegt zwischen 40 und 50 Prozent. Die häufigste Todesursache sind Verkehrsunfälle, insbesondere Kollisionen mit Fahrzeugen. Um die Überlebenschancen der Vögel zu erhöhen, hat der Verein etwa 220 Brutkästen in verschiedenen Wäldern aufgehängt, darunter im Fichtelgebirge und im Böhmischen Wald.

Unterstützung durch Stiftungen

Das Wiederansiedlungsprojekt wird unter anderem von der Heinz-Sielmann-Stiftung gefördert. Diese Unterstützung ist entscheidend, um die finanziellen und logistischen Herausforderungen zu bewältigen, die mit der Wiederherstellung der Habichtskauz-Population verbunden sind.

Fazit

Die Auswilderung der 23 Habichtskäuze stellt einen bedeutenden Schritt in den Bemühungen dar, diese seltene Art in Deutschland wieder anzusiedeln. Mit der Kombination aus genetischer Forschung, technologischen Fortschritten und einem engagierten Netzwerk von Unterstützern wird angestrebt, die Habichtskauz-Population langfristig zu stabilisieren und zu fördern.

Quellen

Die Informationen in diesem Artikel basieren auf Berichten des Vereins für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern sowie der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

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