Der zunehmende Tourismus an der Nordsee bringt eine Schattenseite mit sich: die illegale Vermietung von Ferienwohnungen. Dies verschärft die Wohnraumknappheit für Einheimische und stellt die Kommunen vor große Herausforderungen. Wie die Zeit am 12. November 2024 berichtete, kämpfen viele Ferienorte an der Nordsee gegen diese Entwicklung.
Anne Heuermann, Marketingleiterin der Ostfriesischen Inseln, erklärte gegenüber der dpa (zitiert nach Zeit Online, 12.11.2024), dass in einigen Häusern Wohnungen in ungenehmigten Bereichen wie Dachböden oder Kellern entstehen. Hinzu kommt die illegale Vermietung von eigentlich für Einheimische vorgesehenem Wohnraum an Feriengäste. Die lukrativen Mieteinnahmen im Ferientourismus locken Eigentümer dazu, nach Schlupflöchern im bestehenden Baurecht zu suchen. Die Folgen sind laut Heuermann vielfältig: Verdrängung der lokalen Bevölkerung, angespannter Wohnungsmarkt, steigende Immobilien- und Mietpreise sowie eine zusätzliche Belastung für Unternehmen, die Wohnraum für ihre Mitarbeiter bereitstellen müssen.
Die Suche nach einer festen Unterkunft gestaltet sich für Menschen, die an der Küste arbeiten möchten, zunehmend schwierig. Der Wohnungsmarkt ist angespannt, die Mietpreise steigen, wie Heuermann berichtet. Dies erschwert die Anwerbung von dringend benötigten Fachkräften. Cuxhaven, das kürzlich in die „Gebietskulisse der angespannten Wohnungsmärkte“ in Niedersachsen aufgenommen wurde, verdeutlicht die Problematik. Die Stadt kann nun Mieterhöhungen begrenzen und hat ein Vorkaufsrecht für unbebaute Grundstücke.
Die Zahl der Einheimischen in den Urlaubsregionen, insbesondere auf den Inseln, sinkt. So ist die Einwohnerzahl der Gemeinde Langeoog zwischen 2011 und 2022 um 25 Prozent zurückgegangen, während die Zahl der Urlaubsgäste im Jahr 2022 bei rund 562.000 lag, im Vergleich zu rund 1.300 Einwohnern. Die Kommunen befinden sich in einem Dilemma. Simone Starke vom Landkreis Cuxhaven beschreibt den Konflikt zwischen dem Bedarf an bezahlbarem Wohnraum für die lokale Bevölkerung und dem Tourismus, der ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der strukturschwachen Region ist (dpa, zitiert nach Süddeutsche, 12.11.2024).
Viele Kommunen versuchen, gegen die illegale Vermietung von Ferienwohnungen vorzugehen. Die Ostfriesischen Inseln haben ihre Baugesetze geändert, um den weiteren Bau von Ferienwohnungen einzuschränken, so Heuermann. Kommunen können die illegale Nutzung von Wohnungen als Ferienunterkünfte verbieten und Bußgelder verhängen, bis hin zur Gewinnabschöpfung. Philipp Koenen, Pressesprecher des Landkreises Leer, berichtete von Einzelfällen, in denen die unzulässige Nutzung untersagt wurde. Die Bauaufsicht reagiere jedoch nur auf Beschwerden (dpa, zitiert nach mehreren Quellen).
Den Kreisen fehlt es an Personal, um aktiv gegen nicht genehmigten Ferienwohnraum vorzugehen. Es wird meist nur auf Hinweise reagiert. Im Landkreis Cuxhaven wurden seit dem 1. Januar 2022 lediglich fünf Fälle bearbeitet, ohne dass Bußgelder verhängt wurden. Da nur auf Hinweise reagiert wird, haben die meisten Orte und Landkreise keinen Überblick über das tatsächliche Ausmaß illegal betriebener Ferienwohnungen. Konsequenzen für illegale Vermieter sind daher selten. Auch Tanja Freesemann vom Landkreis Friesland bestätigte, dass die Anzahl der Ordnungswidrigkeitsverfahren gering ist (dpa, zitiert nach mehreren Quellen).
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