Elternvertreter in Niedersachsen haben eine Petition mit zehn Forderungen zur Verbesserung der Schulpolitik eingereicht. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, hatten bis zum 27. November 2024 mittags bereits rund 2.400 Menschen die an Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) gerichtete Petition unterzeichnet. Federführend ist der Landeselternrat Niedersachsen. Ähnliche Forderungen werden auch in anderen Bundesländern laut, so beispielsweise vom Landeselternrat Sachsen, der Anfang 2024 ein Positionspapier zur Stärkung der Elternbeteiligung an Schulen an den sächsischen Landtag übergab (Lehrer News).
Im Zentrum der niedersächsischen Petition stehen Forderungen nach einer deutlichen Erhöhung der Anzahl an Lehrkräften und Schulpersonal, der kostenlosen Bereitstellung von Lernmitteln inklusive digitaler Geräte, verbindlicher Transparenz der Notenverteilung nach Klassenarbeiten und Tests, öffentlichen Statistiken zu Unterrichtsausfällen sowie kostenloser Schülerbeförderung für alle Schüler und Auszubildende. Die Vorsitzende des Landeselternrats, Miriam Kaschel, äußerte sich besorgt über den Zustand des Bildungssystems und unterstrich die Notwendigkeit, der Politik die Handlungsfelder aufzuzeigen und Maßnahmen im Sinne der Kinder einzufordern (dpa, Zeit Online). Die Eltern erwarten die Umsetzung der Forderungen innerhalb der laufenden Legislaturperiode bis 2027.
Ein Sprecher des Kultusministeriums reagierte auf die Petition und erklärte, die meisten der geäußerten Wünsche seien bekannt und deckten sich mit Punkten, an denen das Ministerium bereits arbeite. Als Beispiele nannte er die Verbesserung der Unterrichtsversorgung und die Lehrkräftegewinnung. Der Sprecher betonte, dass Ministerium und Eltern „eigentlich in eine Richtung“ ziehen (dpa).
Die Diskussion über die Bedeutung der Eltern für den Bildungserfolg ihrer Kinder wird auch bundesweit geführt. Der Bundeselternrat (BER) hat wiederholt die Wichtigkeit der Elternmitwirkung hervorgehoben und unter anderem die Einrichtung multiprofessioneller Teams an Schulen, die Senkung der Mehrwertsteuer auf Schulessen und kostenlosen ÖPNV für Schüler und Auszubildende gefordert (bundeselternrat.de). Eine Studie des Zentrums für internationale Bildungsvergleichsstudien an der TUM belegt den positiven Einfluss einer positiven Einstellung der Eltern zur Bildung auf die schulischen Leistungen der Kinder. Besonders wirksam seien Gespräche über Berufswege und Lernstrategien (Lehrer News). Michael Guder, Vorsitzender des Landeselternrates Niedersachsen, sieht den Lernerfolg eines Kindes zu 50 Prozent vom Elternhaus beeinflusst. Bildungsnahe Familien erzielten in der Regel gute Ergebnisse, während in bildungsfernen Familien die Gefahr bestehe, dass der Bildungserfolg vernachlässigt werde (Lehrer News).
Die Beteiligung von Eltern an schulischen Entscheidungen ist jedoch oft ungleich verteilt. Dem Nationalen Bildungspanel zufolge engagieren sich Eltern ohne beruflichen Abschluss deutlich seltener bei Schulveranstaltungen als Eltern mit Studienabschluss (Lehrer News). Guder sieht einen wichtigen Faktor für die Verbesserung der Elternmitwirkung in der gegenseitigen Wahrnehmung und Wertschätzung aller Beteiligten. Es müsse klar werden, dass Elternengagement einen Nutzen hat und zur Weiterentwicklung und Optimierung des Schulsystems beiträgt (Lehrer News).
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