Vor zehn Jahren, am 15. November 2014, erschütterte der Tod von Tuğçe Albayrak Deutschland. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, wurde die junge Studentin nach einer Auseinandersetzung auf dem Parkplatz eines Schnellrestaurants in Offenbach am Main so schwer verletzt, dass sie zwei Wochen später, an ihrem 23. Geburtstag, verstarb. Ihr Bruder, Doğuş Albayrak, erhielt mitten in der Nacht den Anruf, der sein Leben verändern sollte (FAZ, 15.11.2024). Die Nachricht vom Tod seiner Schwester löste nicht nur tiefe Trauer aus, sondern auch den unbedingten Willen, etwas zu bewirken. Im Namen seiner Schwester gründete er den Tuğçe-Albayrak-Verein, der sich für Zivilcourage und Gewaltprävention einsetzt.
Der Fall Tuğçe Albayrak erlangte bundesweite Aufmerksamkeit und löste eine intensive Debatte über Zivilcourage, Jugendkriminalität und die Rolle der Medien aus. Tuğçe wurde zur Symbolfigur für mutiges Eingreifen, nachdem zunächst berichtet wurde, sie sei zwei 13-jährigen Mädchen zur Hilfe gekommen, die belästigt wurden. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, stellte sich im späteren Prozess heraus, dass der Tat heftige wechselseitige Beleidigungen vorausgegangen waren. Die Frage, ob die Mädchen tatsächlich Hilfe benötigten, blieb ungeklärt (dpa, 15.11.2019).
Doğuş Albayrak kämpft mit seinem Verein gegen Gewalt und für ein friedliches Miteinander. Wie er der dpa mitteilte, will der Verein Tuğçes Andenken bewahren und sich mit den gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzen, die ihr Fall aufgezeigt hat (dpa, 09.11.2024). Der Verein bietet unter anderem Theater-Workshops für Kinder und Jugendliche an, in denen Themen wie Zivilcourage, Empathie, aber auch schwierige Gefühle wie Hass und Rache behandelt werden.
Der Verein hat in Frankfurt eine neue Zentrale bezogen und organisiert jährlich einen Spendenlauf. Darüber hinaus arbeitet er an einem Erasmus-Projekt für Kinder, um Tuğçes Vermächtnis auch international weiterzutragen (Stern, 09.11.2024). Doğuş Albayrak betont immer wieder die Wichtigkeit von Präventionsarbeit, um Gewalt bereits im Keim zu ersticken. Wie er in einem bewegenden Brief an seine verstorbene Schwester schrieb, der von der Osthessen-Zeitung veröffentlicht wurde, sei es wichtig, was man hinterlässt, wenn man geht (Osthessen-Zeitung, 16.11.2016). Tuğçe, so ihr Bruder, habe tiefe prägende Spuren der Liebe hinterlassen.
Die Erinnerung an Tuğçe Albayrak ist auch fünf Jahre nach ihrem Tod noch präsent. Wie KINZIG.NEWS berichtete, kommt die Familie jedes Jahr am 28. November, Tuğçes Geburtstag, zusammen, um ihrer zu gedenken (KINZIG.NEWS, 28.11.2019). Doğuş Albayrak betont, dass der Verlust seiner Schwester immer noch schmerzt, aber ihn auch antreibt, sich weiter für eine bessere Welt einzusetzen.
Neun Jahre nach dem Tod seiner Schwester sprach Doğuş Albayrak in Würzburg über sein Engagement gegen Gewalt, wie die Main-Post berichtete (Main-Post, 22.11.2023). Er schilderte, wie er das Geschehene verarbeitet hat und wie wichtig es ihm ist, die Erinnerung an Tuğçe wachzuhalten.
Der Fall Tuğçe Albayrak bleibt ein Mahnmal für die Notwendigkeit von Zivilcourage und Gewaltprävention. Der unermüdliche Einsatz ihres Bruders, Doğuş Albayrak, trägt dazu bei, dass Tuğçes Name und ihr Schicksal nicht in Vergessenheit geraten.
Quellen: