Die diesjährige Zuckerrübenernte in Deutschland ist durch von der Schilf-Glasflügelzikade übertragenen Krankheiten bedroht. Wie die Zeit berichtet, sind insbesondere Hessen und Rheinland-Pfalz stark betroffen. Landwirte befürchten erhebliche Ernteeinbußen und arbeiten gemeinsam mit Wissenschaftlern an Lösungen.
Die Schilf-Glasflügelzikade überträgt Bakterien, die zwei Krankheiten verursachen: das "Syndrome Basses Richesses" (Syndrom der niedrigen Zuckergehalte) und Stolbur, auch bekannt als Gummirübenkrankheit. Das "Syndrome Basses Richesses" führt zu niedrigeren Zuckergehalten in den Rüben. Stolbur hingegen macht die Rüben weich und biegsam, was Ernte und Verarbeitung erschwert und die Lagerfähigkeit mindert. Auch andere Gemüsearten wie Karotten, Rote Bete und Zwiebeln sind betroffen.
Auch die Süddeutsche Zeitung berichtet über die Problematik und hebt die Zusammenarbeit der Landwirte aus Hessen und Rheinland-Pfalz bei der Lösungssuche hervor. Die Ausbreitung der wärmeliebenden Schilf-Glasflügelzikade wird mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht. Eine endgültige Schadensbilanz ist laut Marie-Christin Mayer, Geschäftsführerin des Verbands Wetterauer Zuckerrübenanbauer, noch nicht möglich, da die Ernte teilweise bis Januar andauert. Die Zuckerrüben werden in den Werken der Südzucker AG in Wabern (Nordhessen) und Offstein (Rheinland-Pfalz) verarbeitet.
Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) informiert über ähnliche Probleme in Bayern. Auch dort treten das "Syndrome Basses Richesses" und der Stolbur-Erreger verstärkt auf, was zu erheblichen Ernteverlusten und der Bildung von "Gummirüben" führt. Die Schilf-Glasflügelzikade, Überträger beider Erreger, ist schwer zu bekämpfen. Die LfL forscht an alternativen Bekämpfungsmethoden, wie z.B. Änderungen in der Fruchtfolge oder der Bodenbearbeitung.
Die Bauernzeitung thematisiert ebenfalls die Herausforderungen im Zuckerrübenanbau. Ein Artikel aus dem Jahr 2021 beschreibt, wie ein sächsisch-thüringischer Landwirt trotz überdurchschnittlicher Erträge mit unterdurchschnittlichen Zuckergehalten und einem erhöhten Befall mit Blattkrankheiten, insbesondere Cercospora, zu kämpfen hatte. Der Artikel betont die Wichtigkeit einer bodenschonenden Ernte und beschreibt die Vorteile des absetzigen Ernteverfahrens.
Agrarheute berichtet über die Ernteprognose 2024 und erwartet hohe Erträge bei durchschnittlichen Zuckergehalten. Der WVZ prognostiziert eine Rübenanlieferung von knapp 31,6 Mio. t, 6 % mehr als im Vorjahr. Die Zuckererzeugung wird auf 4,8 Mio. Tonnen geschätzt, 13 % mehr als 2023. Trotz der positiven Ertragsprognosen besteht aufgrund der feucht-warmen Witterung ein erhöhtes Risiko für Blattkrankheiten wie Cercospora. Die Ausbreitung der Schilf-Glasflügelzikade und der damit verbundene Befall mit SBR und Stolbur stellen eine weitere Bedrohung dar. Der WVZ fordert daher mehr politische Unterstützung zur Bewältigung der Herausforderungen durch Klimawandel, neue Schädlinge und Krankheiten.
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