Der traditionelle Nikolausbrauch „Klaasohm“ auf Borkum hat eine heftige Debatte ausgelöst. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 02.12.2024 berichtete, gingen rund 150 bis 200 Frauen auf die Straße, um für den Erhalt der Tradition zu demonstrieren, nachdem diese bundesweit Kritik erfahren hatte. Die Demonstrantinnen zogen laut Polizeiangaben friedlich durch die Straßen und bliesen dabei in Kuhhörner. Ein Transparent mit der Aufschrift „Wir lassen uns das Klaasohmfest nicht kaputt machen“ unterstrich ihre Entschlossenheit.
Auslöser der Kontroverse war ein Bericht des ARD-Magazins „Panorama“, der die Tradition einer breiten Öffentlichkeit präsentierte. Der Beitrag enthielt anonyme Aussagen von Borkumerinnen und Borkumern, die von aggressiven Übergriffen sprachen. Videoaufnahmen zeigten, wie Frauen während des Festes von sogenannten „Fängern“ festgehalten und mit Kuhhörnern auf das Gesäß geschlagen wurden. Auch der NDR berichtete über den Brauch und die darauf folgenden Reaktionen.
Der Verein „Borkumer Jungens“, Organisator des Festes, reagierte auf die Kritik und kündigte an, den „Brauch des Schlagens“ abzuschaffen. Man wolle sich auf den eigentlichen Sinn des Festes, den Zusammenhalt der Inselbewohner, konzentrieren. Wie der Deutschlandfunk am 02.12.2024 berichtete, sprach der Verein von einem „Shitstorm“ nach der Veröffentlichung des Berichts und beklagte die Flut an Nachrichten und E-Mails. Laut NDR haben auch Touristen ihre Urlaube auf Borkum storniert.
„Klaasohm“ findet traditionell am Vorabend des Nikolaustages statt. Junge, unverheiratete Männer verkleiden sich als „Klaasohms“ mit Masken, Schafsfellen und Vogelfedern und tragen Kuhhörner. Sie begleiten einen als Frau verkleideten Mann, die sogenannte „Wievke“. Der Name „Klaas“ leitet sich, wie Deutschlandfunk Kultur berichtet, vom niederländischen Wort für Nikolaus ab. Nach einem rituellen Kampf in einer Halle, an dem nur auf Borkum geborene Männer teilnehmen dürfen, ziehen die „Klaasohms“ von Haus zu Haus. Traditionell wurden dabei Frauen auf der Straße festgehalten und mit dem Kuhhorn geschlagen. Kindern wurde Honigkuchengebäck geschenkt.
Die Ursprünge des Brauchs sind nicht eindeutig geklärt. Auf Borkum erzählt man sich, dass er aus der Zeit der Walfänger stammt, die nach monatelanger Seefahrt mit diesem Ritual ihre Rückkehr und Dominanz demonstrierten. Bürgermeister Jürgen Akkermann verteidigte den Brauch und kritisierte die Berichterstattung als tendenziös und unseriös, wie Focus Online am 02.12.2024 berichtete. Er betonte, dass heutzutage Frauen, Männer und Kinder gemeinsam feiern. Die Staatssekretärin im Sozialministerium, Christine Arbogast, forderte laut Focus Online eine offene Diskussion über die Zeitgemäßheit des Brauchs.
Die Polizei kündigte eine Null-Toleranz-Strategie gegen Gewalt bei dem Fest an und ermutigte betroffene Frauen, Strafanzeige zu erstatten. Das ZDF berichtete am 30.11.2024, dass Delikte wie Körperverletzung oder gefährliche Körperverletzung erst nach 20 bis 30 Jahren verjähren.
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