19.10.2024
Reformkampf im Glaubenshaus: Die Zukunft des Synodalen Wegs in der deutschen Katholischen Kirche
In der katholischen Kirche in Deutschland ringen die Bischöfe und Laienvertreter weiterhin um die Zukunft und die Reformen des Synodalen Weges. Der Synodale Weg ist ein gemeinsamer Reformprozess der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der als Reaktion auf die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche gestartet wurde. Ziel ist es, die Strukturen zu verändern, die innerhalb der Kirche Missbrauch begünstigt haben, und die Kirche an aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen anzupassen. Ein Knotenpunkt der Auseinandersetzung ist der geplante Synodale Rat, ein Gremium, in dem Bischöfe und Laien gleichberechtigt an der Entscheidungsfindung teilhaben sollen. Die Einrichtung dieses Rates wurde jedoch jüngst durch den Vatikan in Frage gestellt. Ein Brief aus Rom, verfasst von drei Kurienkardinälen, forderte die Bischofskonferenz auf, eine geplante Abstimmung über die Satzung des Synodalen Ausschusses von der Tagesordnung ihrer Frühjahrsvollversammlung in Augsburg zu nehmen. Die deutschen Bischöfe sind dieser Aufforderung nachgekommen, was für Irritationen bei den Laienvertretern sorgte. Das ZdK betont, dass die Reformen notwendig sind und weiter vorangetrieben werden müssen. Die Präsidentin des ZdK, Irme Stetter-Karp, äußerte sich kritisch über die Intervention des Vatikans und verwies darauf, dass der Synodale Weg die letzte Chance für die Kirche sei, die Abwärtsspirale aufzuhalten. Sie forderte, dass der Synodale Ausschuss bis zu seiner nächsten Sitzung voll arbeitsfähig sein müsse. Die Auseinandersetzung um den Synodalen Weg ist durchaus komplex. Einerseits stehen die Forderungen nach mehr Mitbestimmung, Transparenz und der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. Andererseits gibt es Bedenken hinsichtlich der Übereinstimmung mit der Lehre der katholischen Kirche und der Autorität des Bischofsamtes. Auch der Umgang mit Themen wie der Segnung homosexueller Paare, der Zulassung von Frauen zu Weiheämtern und der Öffnung des Zölibats ist umstritten. Der Synodale Weg hat bereits zu Spannungen innerhalb der deutschen Kirche geführt. Einige Bischöfe, darunter Kardinal Rainer Maria Woelki aus Köln sowie die Bischöfe aus Eichstätt, Passau und Regensburg, haben sich gegen die weitere Finanzierung des Synodalen Ausschusses ausgesprochen, wodurch die Bischofskonferenz nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten suchen muss. Die Kirchenmitglieder erwarten indes dringend Reformen. Allein im Jahr 2022 sind mehr als eine halbe Million Menschen aus der katholischen Kirche in Deutschland ausgetreten. Die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hat ergeben, dass 96 Prozent der Katholikinnen und Katholiken in Deutschland Reformen erwarten. Die Diskussionen und die Entscheidungen der deutschen Bischöfe und des ZdK werden weiterhin mit großer Aufmerksamkeit beobachtet, sowohl innerhalb der katholischen Gemeinschaft als auch in der breiteren Öffentlichkeit. Der Ausgang dieses Reformprozesses wird maßgeblich die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland beeinflussen.
Weitere
Artikel