19.10.2024
Zukunftsfragen der Evangelischen Kirche von Westfalen nach Rücktritten

Kurschus-Nachfolge geplatzt: Die Situation in der Evangelischen Kirche von Westfalen

Die Evangelische Kirche von Westfalen steht nach dem Rücktritt von Annette Kurschus vor einer ungewissen Zukunft. Der einzige Kandidat für ihre Nachfolge, Michael Krause, hat seine Bewerbung zurückgezogen. Dies wurde von der Landeskirche am Montag bekannt gegeben. Die Gründe für diesen Rückzug sind tiefgreifend und werfen Fragen über die interne Struktur und die zukünftige Führung der Kirche auf.

Hintergrund des Rücktritts von Michael Krause

Michael Krause, der seit mehreren Jahren in der Leitung der Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel tätig ist, sah sich nach seiner Nominierung im Juni mit Vorwürfen konfrontiert, die auf mögliche Verstöße gegen das Gebot der persönlichen Grenzen hinweisen. Details zu diesen Vorwürfen wurden von der Landeskirche nicht veröffentlicht, was die Transparenz in diesem Prozess infrage stellt. Berichten zufolge handelt es sich um Vorfälle, die in der Vergangenheit liegen und die während des Nominierungsverfahrens nicht zur Sprache kamen.

Krause hat die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen sich selbst beantragt, um die Vorwürfe klären zu lassen. Unabhängig von den Ergebnissen dieser Untersuchung wurde jedoch entschieden, dass eine Kandidatur für das Präsesamt unter den gegebenen Umständen nicht möglich ist. Dies führt die westfälische Landeskirche in eine neue Phase der Unsicherheit, da die Suche nach einer geeigneten Nachfolge weiterhin offen bleibt.

Die Folgen des Rücktritts von Annette Kurschus

Annette Kurschus trat im November 2023 von ihrem Amt als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen sowie vom EKD-Ratsvorsitz zurück. Ihr Rücktritt war das Ergebnis von Vorwürfen, sie sei mit Missbrauchsvorwürfen in ihrem Umfeld nicht transparent umgegangen. Diese Vorwürfe hatten in der Kirche und in der Öffentlichkeit zu einem Vertrauensverlust geführt, der letztlich zu ihrem Rücktritt führte.

Die westfälische Landeskirche, die mit knapp zwei Millionen Mitgliedern die viertgrößte Gliedkirche der EKD ist, sieht sich nun einer doppelten Herausforderung gegenüber: Zum einen muss sie die Führungsfrage klären, zum anderen steht sie vor finanziellen Schwierigkeiten. Der Haushaltsentwurf der Landeskirche wurde im vergangenen Herbst als nicht genehmigungsfähig abgelehnt, und es wird an einem Konzept zur Haushaltssicherung gearbeitet.

Kommissarische Leitung und zukünftige Perspektiven

Bis zur nächsten Synodentagung im November wird die kommissarische Leitung der Landeskirche weiterhin dem theologischen Vizepräsidenten Ulf Schlüter obliegen. Schlüter ist in der Landeskirche als möglicher Kandidat für das Präsesamt bekannt, hat sich jedoch bisher nicht für eine Kandidatur bereit erklärt. Die Unsicherheit über die zukünftige Führung könnte die Kirche in ihrer Handlungsfähigkeit weiter einschränken.

Die Diskussion über die Reform der Führungsstruktur der westfälischen Landeskirche hat bereits begonnen. Es wird angestrebt, das Präsesamt einer kritischen Betrachtung zu unterziehen, um die Machtfülle und die damit verbundenen Herausforderungen zu adressieren. Diese Reformen sind notwendig, um die Kirche in die Lage zu versetzen, auf die aktuellen gesellschaftlichen und finanziellen Herausforderungen zu reagieren.

Schlussfolgerung

Die Situation in der Evangelischen Kirche von Westfalen ist angespannt. Der Rücktritt von Kurschus und der Rückzug von Krause zeigen, wie fragil die Führung der Kirche ist und wie wichtig Transparenz und Vertrauen in der kirchlichen Führung sind. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die Weichen für die Zukunft der westfälischen Landeskirche zu stellen und die Herausforderungen, die vor ihr liegen, anzugehen.

Die westfälische Landeskirche muss nun einen Weg finden, um die interne Stabilität wiederherzustellen und das Vertrauen der Mitglieder zurückzugewinnen. Die Suche nach einer neuen Führungspersönlichkeit wird dabei eine zentrale Rolle spielen.

Quellen: F.A.Z.

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