Aggressive Zwischenfälle in Flugzeugen stellen Airlines und Behörden vor wachsende Herausforderungen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtete am 07.12.2024 über einen Vorfall auf einem Flug nach Delhi, bei dem ein betrunkener Passagier die Crew beleidigte und körperlich angriff. Der Kapitän musste in Frankfurt zwischenlanden, wo der Mann festgenommen wurde. Ähnliche Vorfälle, wie der eines deutschen Passagiers auf einem Flug von Kuba nach Frankfurt, nehmen zu. Auch hier führten Alkohol und aggressives Verhalten zur Festnahme.
Wie die F.A.Z. berichtet, scheint Alkohol häufig ein Auslöser für solche Eskalationen zu sein, manchmal in Kombination mit psychischen Belastungen oder einer generellen Aggressionsbereitschaft. Die beengte Umgebung an Bord kann zusätzlich verunsichern und die Alkoholwirkung verstärken, vermuten Experten. Laut Bundespolizei sind genaue Statistiken schwierig zu erheben, da nicht jeder Vorfall gemeldet wird. Ein Sprecher bestätigte jedoch, dass solche Situationen „ziemlich regelmäßig“ vorkommen.
Die F.A.Z. führt weiter aus, dass Airlines wie Lufthansa und Condor ihre Crews intensiv im Umgang mit solchen Situationen schulen. Deeskalation hat dabei oberste Priorität. Lufthansa empfiehlt ihren Mitarbeitern, bei angespannter Kommunikation ein zweites Crewmitglied hinzuzuziehen. Auch Condor setzt auf Deeskalationsstrategien und kann auffällige Passagiere bereits vor dem Abflug von der Beförderung ausschließen. Die Entscheidungsgewalt während des Fluges liegt beim Kapitän.
Bereits am 14.12.2016 berichtete die Süddeutsche Zeitung (SZ) über die Problematik "unruly passengers" und die damit verbundenen Kosten für die Airlines. Das Repertoire dieser Passagiere reicht von verbalen Attacken über körperliche Auseinandersetzungen bis hin zu Versuchen, ins Cockpit einzudringen. Um im Ernstfall reagieren zu können, gehören Kabelbinder und Panzerklebeband laut F.A.Z. zur informellen Sicherheitsausstattung mancher Crews.
Die Bundespolizei setzt speziell geschulte Luftsicherheitsbegleiter ein, um in solchen Situationen schnell eingreifen zu können. Informationen über deren Einsatz werden aus Sicherheitsgründen jedoch nicht veröffentlicht. Angesichts der hohen Anzahl an Flugbewegungen, beispielsweise am Frankfurter Flughafen, ist ein Einsatz auf jedem Flug laut F.A.Z. logistisch kaum realisierbar.
Die SZ berichtete am 11.05.2010, dass neben Alkohol auch Flugangst aggressives Verhalten auslösen kann. Die Wirkung von Alkohol kann sich in der Luft durch den Druckunterschied verstärken. Experten empfehlen daher, an Bord vor allem Wasser zu trinken. Auch die rechtlichen Konsequenzen für randalierende Passagiere sind komplex, wie AnwaltOnline erläutert. Während in einigen Ländern drastische Strafen drohen, ist die Rechtslage in Deutschland oft unklar. Das Montreal-Protokoll von 2014 soll hier Abhilfe schaffen, indem es die Strafverfolgung im Abflug- und Zielland ermöglicht. Bislang wurde es jedoch noch nicht von ausreichend vielen Staaten ratifiziert.
Wie die Welt am 12.05.2022 berichtete, ist die Zahl der randalierenden Passagiere in den letzten Jahren, insbesondere während der Pandemie, stark gestiegen. Die Maskenpflicht war oft Auslöser für Konflikte. Experten raten davon ab, sich direkt einzumischen, empfehlen aber, die Crew zu informieren und den Vorfall zu dokumentieren.
Focus Online berichtete am 09.04.2017 über die Schulungen der Airlines für solche Fälle. Die Crews werden in Deeskalationstechniken geschult und versuchen, die Situation durch Gespräche zu beruhigen. Im Ernstfall hat der Kapitän die Entscheidungsgewalt und kann Zwangsmaßnahmen anordnen. Die Kosten für eine Zwischenlandung aufgrund eines randalierenden Passagiers muss der Verursacher tragen.
Der Spiegel berichtete am 02.08.2016 über die stetig steigende Zahl der "unruly passengers" und die unverhältnismäßig großen Auswirkungen jedes Vorfalls auf den Flug. Neben Alkohol und Platzmangel spielen auch Klassenunterschiede eine Rolle. Auf Flügen mit erster Klasse kommt es häufiger zu Zwischenfällen. Die Airlines versuchen, potenzielle Störer bereits am Boden zu identifizieren. Im Ernstfall stehen auch Fesseln und Beruhigungsmittel zur Verfügung.
Quellen: