Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg hat sich für ein gesetzliches Mindestalter für die Nutzung sozialer Medien in Deutschland ausgesprochen. "Ich persönlich finde eine Altersgrenze von 14 Jahren für die Nutzung von Social Media sehr zielführend", sagte die Grünen-Politikerin in einem Interview. So könnten Schulen bereits eine gewisse Medienkompetenz vermitteln und Eltern dabei unterstützen, bevor Kinder auf problematische Inhalte wie Fake News oder Gewaltdarstellungen stoßen.
Hamburg verwies auf Studien, die zeigen, dass der Social-Media-Konsum umso schädlicher sein kann, je jünger ein Kind ist. Als Vorbild nannte sie Australien, wo soziale Medien künftig erst ab 16 Jahren erlaubt sein sollen. Auch in anderen europäischen Ländern wie Frankreich wird über Altersbeschränkungen diskutiert.
In Deutschland gibt es bisher keine konkreten Pläne für gesetzliche Altersgrenzen. Die Ministerin begrüßte jedoch, dass sich die Politik intensiv mit dem Thema beschäftigt. "Ich würde es begrüßen, wenn das dann auch entsprechend geregelt wird", sagte Hamburg.
Gleichzeitig mahnte die Grünen-Politikerin einen verantwortungsvolleren Umgang von Social-Media-Plattformen mit Desinformation und radikalen Inhalten an. Unter Elon Musk sei Twitter (jetzt X) zu einem politischen "Macht-Beeinflussungsinstrument" geworden. Auch der Rückzug von Meta aus der Zusammenarbeit mit Faktenprüfern in den USA sei problematisch.
"Die Verbreitung von Desinformationen und radikalen Inhalten wird dadurch noch verstärkt", warnte Hamburg. Durch Algorithmen, die gezielt auf Provokation ausgerichtet seien, würden demokratische Diskurse massiv geschädigt. "Das ist eine Gefahr für unsere Demokratie", betonte die Ministerin.
Sie forderte, dass Algorithmen offengelegt, kontrolliert und verändert werden müssten. "Denn wer Lügen oder Hass verbreitet, muss dafür geradestehen." Es brauche wirksame Prävention, klare Regeln und mehr Verantwortungsübernahme durch die Konzerne.
Mit ihrem Vorstoß reiht sich Hamburg in eine wachsende Zahl von Bildungspolitikern ein, die angesichts der Risiken sozialer Medien für Kinder und Jugendliche strengere Regeln fordern. Experten sehen neben Desinformation und Radikalisierung auch Gefahren wie Cybermobbing, sexuelle Belästigung und Suchtgefahr.
Kritiker von Verboten und Altersgrenzen argumentieren dagegen, dass Kinder ein Recht auf digitale Teilhabe hätten. Stattdessen müsse mehr in Medienkompetenz und pädagogische Konzepte investiert werden. Die Debatte dürfte in den kommenden Monaten weiter an Fahrt aufnehmen.
https://www.zeit.de/digital/2025-01/social-media-altersgrenze-niedersachsen-kultusministerin-julia-willie-hamburg-gruene
https://www.sat1regional.de/newsticker/kultusministerin-befuerwortet-altersgrenze-fuer-social-media/
https://www.welt.de/regionales/niedersachsen/article255177782/Kultusministerin-befuerwortet-Altersgrenze-fuer-Social-Media.html
https://www.tagesspiegel.de/wissen/umfrage-des-tagesspiegels-viele-minister-wollen-altersgrenze-fur-nutzung-sozialer-netzwerke-13024552.html