19.10.2024
Anstieg unerlaubter Einreisen in die EU erreicht alarmierende Höchststände

BKA-Bericht: Unerlaubte Einreisen in die EU auf höchstem Stand seit 2016

Im Jahr 2023 wurde ein alarmierender Anstieg der illegalen Migration nach Europa verzeichnet, wobei Deutschland als Hauptzielstaat hervorsticht. Laut dem Bundeskriminalamt (BKA) wurden insgesamt etwa 380.200 unerlaubte Grenzübertritte über die Außengrenzen der EU und des Schengen-Raums registriert. Dies stellt den höchsten Jahreswert seit 2016 dar. Im Vergleich zum Vorjahr, in dem rund 326.300 unerlaubte Einreisen gezählt wurden, zeigt sich ein signifikanter Anstieg.

In Deutschland allein wurden 266.224 Tatverdächtige wegen unerlaubter Einreise und unerlaubten Aufenthalts festgestellt, was einem Anstieg von 33,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die überwiegende Mehrheit dieser Feststellungen wurde durch die Bundespolizei getroffen. Die Hauptherkunftsländer der Migranten waren Syrien, die Türkei und Afghanistan, wobei die meisten unerlaubten Einreisen mit Schleusungshandlungen in Verbindung standen.

Hauptherkunftsländer und Schleusungsrouten

Die Daten des BKA zeigen, dass die meisten unerlaubt Eingereisten aus Syrien (54.207), gefolgt von der Türkei (35.732) und Afghanistan (35.370) stammen. Ein erheblicher Teil dieser Personen hatte Verdachtsmomente auf eine Einschleusung, was bedeutet, dass sie häufig von Schleusern unterstützt wurden. Bei etwa 39.700 Personen, die an den deutschen Grenzen kontrolliert wurden, gab es Hinweise auf eine mögliche Einschleusung.

Die Schleusungsrouten haben sich im Vergleich zu den Vorjahren verändert. Während die zentralmediterrane und die ostmediterrane Route verstärkt genutzt wurden, nahm die Nutzung der Westbalkanroute ab. Dennoch gelangten fast 42 Prozent der geschleusten Personen über Polen nach Deutschland, gefolgt von Österreich und Tschechien.

Veränderte Schleusungsmethoden

Eine besorgniserregende Entwicklung im Jahr 2023 war der Anstieg der sogenannten Behältnisschleusungen, bei denen Menschen unter extrem gefährlichen Bedingungen transportiert werden. Diese Form des Transports, die oft in Kleintransportern stattfindet, hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Die Zahl der geschleusten Personen in solchen Fällen stieg auf etwa 17.500, was einer Verfünffachung entspricht. Diese Praktiken stellen ein hohes Risiko für die Gesundheit und das Leben der Betroffenen dar, da sie unter Bedingungen wie Sauerstoffmangel oder Dehydrierung transportiert werden.

Die Schleusungsgruppierungen agieren zunehmend rücksichtslos und risikobereit, um sich der Kontrolle durch die Polizei zu entziehen. Die Ermittler berichten von einem Anstieg der registrierten Tatverdächtigen im Bereich der Schleusungskriminalität um 26,6 Prozent auf 4.404. Die Fallzahlen stiegen um 60,5 Prozent auf 7.924 Fälle, was auf die Zunahme größerer Gruppen innerhalb der Schleusungen hinweist.

Die Rolle von Kommunikation und sozialen Medien

Für die Organisation von Schleusungen nutzen die Täter zunehmend Messengerdienste wie Telegram und WhatsApp. Zudem werden soziale Medien aktiv genutzt, um ihre Dienste zu vermarkten und potenzielle Kunden zu rekrutieren. Diese Entwicklungen stellen die Strafverfolgungsbehörden vor große Herausforderungen, da die Kommunikation über digitale Plattformen schwerer zu überwachen ist.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Angesichts der wachsenden Herausforderungen im Bereich der Schleusungskriminalität betonen die Behörden die Notwendigkeit einer verstärkten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Maßnahmen in Herkunfts-, Transit- und Zielstaaten sind entscheidend, um die Schleusungsaktivitäten zu bekämpfen. Ein Beispiel dafür ist die verstärkte polizeiliche Präsenz in Serbien, die dazu beigetragen hat, die Schleusungen entlang der Balkanroute zu reduzieren.

Insgesamt zeigt der BKA-Bericht, dass die illegale Migration nach Deutschland und in die EU ein komplexes und wachsendes Problem darstellt, das sowohl humanitäre als auch sicherheitspolitische Herausforderungen mit sich bringt. Die Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit, effektive Strategien zur Bekämpfung der Schleusungskriminalität zu entwickeln und die Zusammenarbeit zwischen den europäischen Ländern zu stärken.

Die Entwicklung der illegalen Migration und die damit verbundenen Herausforderungen werden auch in den kommenden Monaten und Jahren ein zentrales Thema in der politischen Diskussion bleiben.

Quellen: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Bundeskriminalamt, Passauer Neue Presse, Focus Online.

Weitere
Artikel