19.10.2024
Auswirkungen des 9-Euro-Tickets auf den Schienenverkehr in Deutschland

Verkehr: Ifo: Mit 9-Euro-Ticket gab es deutlich mehr Zugverspätungen

Im Sommer 2022 führte die Ampel-Regierung in Deutschland das 9-Euro-Ticket ein, um den öffentlichen Nahverkehr zu fördern und die Bürger in der angespannten Energiekrise zu entlasten. Diese Maßnahme, die von Juni bis August 2022 galt, sollte den Menschen ermöglichen, kostengünstig mit Zügen und Bussen zu reisen. Eine aktuelle Studie des Ifo-Instituts, in Zusammenarbeit mit den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Salzburg, hat jedoch ergeben, dass das 9-Euro-Ticket nicht nur den Autoverkehr nur geringfügig gesenkt hat, sondern auch zu einem signifikanten Anstieg der Zugverspätungen führte.

Die Untersuchung zeigt, dass das 9-Euro-Ticket den Autoverkehr in Deutschland um etwa 4 bis 5 Prozent verringert hat. Dennoch führte die erhöhte Auslastung der Züge zu einer 30-prozentigen Zunahme der Zugverspätungen. Dies betraf in erster Linie den Regionalverkehr, während auch Fernzüge indirekt betroffen waren. Die Studie dokumentiert, dass durch das 9-Euro-Ticket täglich fast 430.000 Menschen mehr mit dem Zug fuhren als zuvor. Besonders an Wochenenden war ein Anstieg der Zugnutzung zu verzeichnen. Im Gegensatz dazu war der Rückgang der Autofahrten während der Pendelzeiten unter der Woche nur geringfügig.

Professor Mario Liebensteiner von der FAU Nürnberg erklärt, dass die Menschen das 9-Euro-Ticket häufig für Freizeitaktivitäten nutzten, was zu einer erhöhten Nachfrage im Regionalverkehr führte. Seine Kollegin Sarah Necker äußert, dass das 9-Euro-Ticket den Bund 2,5 Milliarden Euro gekostet hat, während die Reduzierung des Autoverkehrs als ineffizient und teuer eingestuft wird. Die Studie legt nahe, dass das Deutschlandticket, das seit März 2023 gültig ist, ähnliche Effekte haben könnte. Es wird erwartet, dass es vor allem denjenigen zugutekommt, die bereits regelmäßig den öffentlichen Nahverkehr genutzt haben und nun von niedrigeren Preisen profitieren.

Die Forscher haben für ihre Analyse Mobilitätsdaten von GPS-Geräten sowie Verkehrsvolumendaten ausgewertet. Diese Daten zeigen, dass die Einführung des 9-Euro-Tickets zwar kurzfristig zu einer Entlastung auf den Straßen führte, jedoch auch die Kapazitäten im Schienenverkehr überlastete. Die Züge waren oft überfüllt, was zu längeren Wartezeiten und Verspätungen führte. Die marode Infrastruktur der Deutschen Bahn wurde durch die erhöhte Nachfrage zusätzlich belastet, was die Situation weiter verschärfte.

Die Ergebnisse der Studie werfen Fragen zur Effizienz und Nachhaltigkeit solcher Maßnahmen auf. Kritiker argumentieren, dass die hohen Kosten des 9-Euro-Tickets in keinem Verhältnis zu den erzielten Ergebnissen stehen. Die Bundesregierung steht nun vor der Herausforderung, den öffentlichen Nahverkehr nachhaltig zu verbessern, um eine langfristige Lösung für die Mobilitätsprobleme in Deutschland zu finden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das 9-Euro-Ticket zwar eine kurzfristige Entlastung für viele Menschen darstellte, jedoch auch erhebliche Herausforderungen für den öffentlichen Verkehr mit sich brachte. Die Erkenntnisse aus der Studie könnten wichtige Impulse für zukünftige Verkehrspolitiken in Deutschland geben, insbesondere im Hinblick auf die Notwendigkeit eines gut ausgebauten und effizienten öffentlichen Nahverkehrs.

Die Diskussion um die Verkehrswende und die Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs wird weiterhin von großer Bedeutung sein, insbesondere im Kontext der Klimaziele und der Reduzierung von CO2-Emissionen. Die Bundesregierung wird gefordert sein, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um eine nachhaltige Mobilität zu fördern und gleichzeitig die Bedürfnisse der Bürger zu berücksichtigen.

Die Studie des Ifo-Instituts zeigt, dass es notwendig ist, nicht nur kurzfristige Lösungen zu finden, sondern auch langfristige Strategien zu entwickeln, um die Mobilität in Deutschland zukunftsfähig zu gestalten.

Quellen: Zeit Online, Kurier, Spiegel.

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