19.10.2024
Bandkonflikt in Bayern: Klage gegen Dicht & Ergreifend zurückgezogen

Landgericht Landshut: Bayerische Band „Dicht & Ergreifend“ muss doch nicht vor Gericht

Die bayerische Hip-Hop-Band „Dicht & Ergreifend“ wird am 29. August nicht wie ursprünglich geplant vor dem Landgericht Landshut erscheinen müssen. Der Unternehmer Franz Ammer, der die Band aufgrund eines auf YouTube veröffentlichten Videos verklagt hatte, hat seine Klage zurückgezogen. Dies wurde von mehreren Medien übereinstimmend berichtet.

Der Hintergrund des Rechtsstreits liegt in einem Auftritt der Band beim Stadtfest „Dingfest“ in Dingolfing, der am 8. Juli stattfand. Während dieses Auftritts äußerten die Musiker in Anwesenheit von etwa 5.000 Zuschauern kritische Bemerkungen über Ammer, den neuen Eigentümer des Schlosses Tunzenberg. Sie bezeichneten ihn als „Gurkenkönig“ und warfen ihm unmenschliches Verhalten gegenüber Erntearbeitern vor. Diese Aussagen wurden später in einem Video auf YouTube veröffentlicht, was Ammer dazu veranlasste, rechtliche Schritte einzuleiten.

Franz Ammer hatte die Band wegen der vermeintlichen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte auf 100.000 Euro verklagt. In einem Schreiben seiner Mitarbeiterin wurde erklärt, dass Ammer die Band nicht weiter „die Bühne geben“ wolle, damit sich Fans der Band über soziale Medien über ihn äußern können. Ein umfassendes Statement von Ammer steht jedoch noch aus.

Der Konflikt zwischen Ammer und „Dicht & Ergreifend“ begann, als Ammer im April 2024 das Schloss Tunzenberg erwarb, das als kulturelle Heimat der Band gilt. Die Musiker waren mit den Plänen zur Sanierung des Schlosses und der damit verbundenen Veränderungen unzufrieden. Ammer hatte der Band zwar angeboten, neue Proberäume im Hauptgebäude einzurichten, doch dieses Angebot wurde sowohl von der Band als auch von einem örtlichen Kulturverein abgelehnt. Die Band befürchtete, dass die kulturellen Aktivitäten im Schloss gefährdet sein könnten.

Die Entscheidung von Ammer, die Klage zurückzuziehen, kam nach einer intensiven öffentlichen Diskussion und dem Druck, den die Band durch ihre Fans und Unterstützer erfahren hatte. „Dicht & Ergreifend“ hatte eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um die möglichen Gerichtskosten zu decken, und bereits über 22.000 Euro gesammelt. Zudem hatte die Band zu einem Spontankonzert in Landshut eingeladen, um ihre Unterstützung zu mobilisieren.

Der Fall wirft ein Licht auf die Herausforderungen, mit denen Künstler und Kulturschaffende in Bayern konfrontiert sind, insbesondere wenn es um den Erhalt kultureller Räume und Freiräume geht. Die Auseinandersetzung zwischen „Dicht & Ergreifend“ und Ammer ist nicht nur ein Beispiel für persönliche Konflikte, sondern spiegelt auch die größeren Fragen über den Zugang zu kulturellen Ressourcen und die Verantwortung von Eigentümern gegenüber der Gemeinschaft wider.

Die Band ist bekannt für ihre provokanten Texte und Auftritte, die oft gesellschaftskritische Themen ansprechen. Ihre Musik und ihr Engagement für kulturelle Freiräume haben ihnen eine treue Anhängerschaft eingebracht, die sich in diesem Fall aktiv für die Band eingesetzt hat. Die Rücknahme der Klage könnte als kleiner Sieg für die Band und ihre Fans gewertet werden, die sich für den Erhalt der kulturellen Identität in ihrer Region einsetzen.

Insgesamt zeigt dieser Vorfall, wie wichtig es ist, dass Künstler und Kulturschaffende in einem unterstützenden Umfeld arbeiten können, ohne Angst vor rechtlichen Konsequenzen oder persönlichen Angriffen haben zu müssen. Der Fall von „Dicht & Ergreifend“ könnte möglicherweise auch andere Künstler ermutigen, sich für ihre Rechte und die ihrer Gemeinschaft einzusetzen.

Die Entscheidung von Franz Ammer, die Klage zurückzuziehen, könnte auch als Zeichen für einen möglichen Dialog zwischen den Künstlern und dem neuen Eigentümer des Schlosses Tunzenberg gewertet werden. Es bleibt abzuwarten, ob es in Zukunft zu einer konstruktiven Zusammenarbeit kommen kann, die sowohl die Interessen der Band als auch die von Ammer berücksichtigt.

Insgesamt ist der Fall ein Beispiel für die Komplexität der Beziehungen zwischen Kunst, Eigentum und Gemeinschaft und die Herausforderungen, die mit der Aufrechterhaltung kultureller Freiräume verbunden sind.

Quellen: Süddeutsche Zeitung, Bayerischer Rundfunk, Passauer Neue Presse.

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