19.10.2024
Baustellen in Wiesbaden: Investitionen in die Infrastruktur

Baustellen in Wiesbaden: Ärgerlich, aber dringend notwendig

Baustellen sind ein Ärgernis. Sie sind aber auch ein Zeichen dringend notwendiger Investitionen in den Erhalt und die Pflege der Infrastruktur. Vor allem dann, wenn sie von langer Hand geplant eingerichtet werden, um Kanäle zu sanieren, neue Leitungen zu verlegen und Straßenraum umzugestalten.

Wo hingegen verdächtig lange Zeit keine Bauarbeiter zu sehen sind, könnte etwas im Argen liegen und sich ein Investitionsstau aufbauen. Die Autobahnbrücken sind dafür ein beredtes Beispiel. Wiesbaden hat mit der Schiersteiner Brücke und der Salzbachtalbrücke gleich zweimal erfahren müssen, wie schmerzhaft es sein kann, wenn die Verkehrsinfrastruktur zusammenbricht. Der Rohrbruch vor dem Hauptbahnhof ist ein weiterer Fall mit gravierenden Folgen für den Stadtverkehr. Gut also, wenn gebaut und gepflegt wird.

Dass der Verkehr besser fließt, wenn die Stadt ein strategisches Management etabliert, darf bezweifelt werden. Tatsächlich listet der Antrag des Linksbündnisses Maßnahmen auf, von denen der Wiesbadener Verkehrsteilnehmer zu Recht erwartet, dass sie schon längst zu den selbstverständlichen und eingeübten Abläufen bei der Baustelleneinrichtung und -koordination in einer Großstadt gehören. Alles andere wäre ein Armutszeugnis für eine kommunale Straßenbauverwaltung.

Dass es dennoch den Bedarf einer steten Optimierung gibt, ist unumstritten. Das historisch gewachsene Verkehrsnetz in Wiesbaden erleichtert den Planern ihre Aufgabe aber nicht. Die Bürger werden sich zudem daran gewöhnen müssen, dass die Wärme- und Energiewende den Verkehr noch auf Jahre hemmen wird, weil neue Leitungen verlegt werden müssen. Ganz zu schweigen von einer ideologisch getriebenen, vermeintlich gerechteren Aufteilung des Straßenraums, der das Autofahren in der City immer noch mühsamer werden lässt. Doch das ist eine andere, politische "Großbaustelle".

Warum es zu "Geisterbaustellen" kommt

Die Koordination der Straßenbauarbeiten ist eine Herausforderung. Strafzahlungen für langsame Bauunternehmen lehnt der Wiesbadener Dezernent jedoch ab. Und nennt Gründe.

Es gibt in Wiesbaden mehr als 5.000 Baustellen jedes Jahr. Die meisten davon sind lange geplant, wie die Verlegung von Fernwärmeleitungen, es gibt aber auch ungeplante wie im Fall des Wasserrohrbruchs vor dem Hauptbahnhof. Die Reparatur wird noch länger dauern, sagte Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Die Grünen) im Stadtparlament.

Er nannte zwei Gründe, die auch an anderer Stelle immer wieder Bauarbeiten ausbremsen: Bei vielen Schäden bestünden die Versicherungen darauf, eigene Experten zur Baustelle zu entsenden, um ihre Zahlungspflicht zu verifizieren. Und immer wieder gebe es Überraschungen im Untergrund, wenn der Asphalt erst einmal abgetragen sei. Auch vor dem Hauptbahnhof ist das der Fall, denn unter dem Gustav-Stresemann-Ring wurde unerwartet Bauschutt aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Der kann auf Dauer nicht dort bleiben.

Der Magistrat soll nun ein standardisiertes Verfahren vorschlagen, damit bei Straßenarbeiten immer auch gleich die mögliche Verlegung neuer Leitungen und Sprungmarken mitberücksichtigt werden.

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