Lange Warteschlangen und überfüllte Wartebereiche – der Besuch im Bürgeramt gleicht nicht selten einem Geduldsspiel. Um dem entgegenzuwirken und den Service für die Bürgerinnen und Bürger zu verbessern, plant Berlin einen Pilotversuch: Bürgerämter sollen testweise an bestimmten Tagen auch ohne Terminvereinbarung zugänglich sein.
Die Idee dahinter ist simpel: Wer kein dringendes Anliegen hat und flexibel ist, könnte das Bürgeramt spontan aufsuchen und sein Anliegen ohne vorherige Terminbuchung erledigen. Ob und wie dieses Vorhaben in der Praxis funktioniert, soll nun in einem groß angelegten Praxistest erprobt werden, wie die „Zeit“ berichtet.
Die Initiative für den Modellversuch stammt von Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner. Er hatte bereits im August vorgeschlagen, zumindest an einem Tag pro Woche auf eine feste Terminvergabe zu verzichten. Dieser Vorschlag stieß jedoch sowohl bei der Opposition als auch beim Koalitionspartner SPD auf Kritik.
Trotzdem hält die Berliner Verwaltung an dem Vorhaben fest und plant, den Modellversuch im Jahr 2025 zu starten. Martina Klement, Staatssekretärin für Verwaltungsmodernisierung, zeigt sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur zuversichtlich: „Ich bin zuversichtlich, dass es an den terminfreien Tagen nicht so lange Schlangen geben wird, wie das vor einigen Jahren noch der Fall war.“
Derzeit laufen die Planungen für den Pilotversuch auf Hochtouren. In enger Zusammenarbeit mit den Bezirken wird aktuell an einem tragfähigen Konzept gearbeitet. Ende November sollen dann die Details mit den Bezirksstadträten im Lenkungskreis Bürgerdienste besprochen werden.
Im Fokus der Gespräche steht dabei unter anderem die Frage, welche Bezirke sich an dem Pilotprojekt beteiligen werden. Fest steht jedoch bereits jetzt: Die Testphase soll Aufschluss darüber geben, ob und inwiefern sich ein terminfreier Tag oder auch mehrere Tage in der Woche dauerhaft in den Berliner Bürgerämtern etablieren lassen.
Die Einführung von terminfreien Tagen im Bürgeramt bringt jedoch nicht nur Vorteile mit sich. So könnten längere Wartezeiten für Frust und Unmut bei den Bürgerinnen und Bürgern sorgen. Auch die personellen Ressourcen der Bürgerämter sind begrenzt.
Um Engpässen und Überlastungen vorzubeugen, plant die Berliner Verwaltung daher, an den terminfreien Tagen zusätzliches Sicherheitspersonal einzusetzen. Dieses soll den Besucherstrom regulieren und für einen geordneten Ablauf sorgen.
Ziel des Pilotprojekts ist es, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der klassischen Terminvergabe und flexiblen Angeboten zu schaffen. „Der Regierende Bürgermeister und ich sind uns vollkommen darin einig, dass wir beides anbieten müssen: den Bürgeramtsbesuch mit und ohne Termin“, betont Staatssekretärin Klement.
Ob sich der Modellversuch in der Praxis bewährt und welche konkreten Auswirkungen er auf die Servicequalität der Berliner Bürgerämter hat, werden die kommenden Monate zeigen. Die Ergebnisse der Testphase werden genauestens analysiert, um anschließend über eine dauerhafte Implementierung von terminfreien Tagen zu entscheiden.