20.11.2024
Beschädigte Ostseekabel Ermittlungen gegen chinesischen Frachter

Schäden an Ostsee-Kommunikationskabeln: Ermittlungen laufen, China dementiert Beteiligung

Nach der Beschädigung von zwei Kommunikationskabeln in der Ostsee laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Ein chinesischer Frachter steht unter Verdacht, in die Vorfälle verwickelt zu sein. Die chinesische Regierung dementiert jedoch jegliche Kenntnis oder Beteiligung.

Verdacht auf Sabotage

Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, wurden zwei Unterseekabel in der Ostsee beschädigt, eines zwischen Helsinki und Rostock und ein weiteres zwischen Schweden und Litauen. Die Vorfälle ereigneten sich innerhalb von 48 Stunden und führten zu Unterbrechungen im Datenverkehr. Der schwedische Minister für Zivilverteidigung, Carl-Oskar Bohlin, berichtete von auffälligen Schiffsbewegungen, die zeitlich und räumlich mit den Kabelbeschädigungen übereinstimmten. Auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius äußerte den Verdacht auf Sabotage, wie die Zeit (Zeit Online, 20.11.2024) berichtet. Konkrete Beweise liegen jedoch bislang nicht vor.

Chinesischer Frachter im Fokus der Ermittlungen

Der Verdacht richtet sich auf den chinesischen Frachter „Yi Peng 3“. Laut Medienberichten, unter anderem der „Financial Times“, soll sich das Schiff zum Zeitpunkt der Kabelbeschädigungen in der Nähe der betroffenen Gebiete aufgehalten haben. Darüber hinaus soll das AIS-Signal des Frachters, welches zur Identifizierung von Schiffen dient, zeitweise verschwunden sein. Dänische Marineschiffe sollen den Frachter im Kattegat, zwischen Dänemark und Schweden, beschattet und schließlich vor Anker liegend vorgefunden haben. Ob das Schiff festgesetzt wurde, ist unklar. Das dänische Verteidigungskommando bestätigte lediglich seine Präsenz in der Nähe des Frachters, wollte sich aber nicht weiter äußern.

China weist Vorwürfe zurück

Das chinesische Außenministerium erklärte, keine Kenntnis von der Situation zu haben. Sprecher Lin Jian betonte, China habe immer seine Pflichten als Flaggenstaat erfüllt und verlange von chinesischen Schiffen die strikte Einhaltung der geltenden Gesetze. China messe dem Schutz von Unterwasser-Infrastruktur große Bedeutung bei, so der Sprecher weiter.

Auswirkungen auf den Datenverkehr

Das beschädigte Kabel zwischen Helsinki und Rostock dient als wichtige Datenverbindung zwischen Rechenzentren in Mittel- und Nordeuropa. Bisher wurden keine größeren Beeinträchtigungen für Internetnutzer oder den Datenverkehr gemeldet. Der finnische Technologiekonzern Cinia, Betreiber des Kabels C-Lion1 zwischen Helsinki und Rostock, geht von äußerer Einwirkung aus und hat ein Spezialschiff zur Reparatur entsandt. Die Arbeiten könnten bis zu zwei Wochen dauern, da das Kabel vom Meeresgrund geborgen werden muss (NDR, 19.11.2024). Ein weiteres beschädigtes Kabel, Arelion, zwischen Gotland und Litauen, wird vom schwedischen Telekommunikationskonzern Telia betrieben. Auch hier wurden die Kunden durch Umleitungen auf andere Verbindungen nicht beeinträchtigt.

Hintergrund: Kritische Infrastruktur im Fokus

Die Vorfälle unterstreichen die Verwundbarkeit kritischer Infrastruktur, insbesondere im maritimen Bereich. Die Ostsee ist ein Knotenpunkt für Datenleitungen, Stromtrassen und Pipelines. Der Schutz dieser Infrastruktur gewinnt angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen und hybrider Bedrohungen an Bedeutung. Die Vorfälle erinnern an die Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines im September 2022, deren Ursache bis heute ungeklärt ist.

Quellen:
  • Zeit Online, 20.11.2024
  • Süddeutsche Zeitung, 20.11.2024
  • Stern, 20.11.2024
  • FinanzNachrichten, 20.11.2024
  • Web.de, 20.11.2024
  • Stuttgarter Zeitung, 20.11.2024
  • NDR, 19.11.2024
  • dpa
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