19.10.2024
Boeings Kampf um Vertrauen: Neue Turbulenzen um die Sicherheit der 737 Max
Seit dem Amtsantritt von David Calhoun als Aufsichtsratsvorsitzender bei Boeing im Jahr 2019 stand der US-amerikanische Flugzeughersteller vor der Herausforderung, das Vertrauen der Öffentlichkeit, der Fluggesellschaften und der Regulierungsbehörden in die Sicherheit seiner Flugzeuge wiederherzustellen. Dies war insbesondere aufgrund der zwei Abstürze der 737 Max Modelle nötig, bei denen insgesamt 346 Menschen ums Leben kamen. Calhouns Vorgänger, Dennis Muilenburg, musste aufgrund unbefriedigender Reaktionen auf die Krise und des Verlusts des Vertrauens zahlreicher Stakeholder seinen Hut nehmen. Der jüngste Vorfall mit einer Boeing 737 Max, bei dem Teile der Kabinenwand kurz nach dem Start verloren gingen, wirft jedoch neue Fragen bezüglich der Effektivität der durchgeführten Qualitätskontrollen und der allgemeinen Sicherheit der 737 Max auf. Die Fluggesellschaft Alaska Airlines musste eine Notlandung einleiten, nachdem ein Teil der Außenwand sich während des Fluges gelöst hatte. Glücklicherweise gab es keine ernsthaften Verletzungen unter den Passagieren und der Besatzung. Das von der US-Flugaufsichtsbehörde FAA verhängte vorübergehende Flugverbot für Flugzeuge dieses Typs betraf 171 Maschinen und verdeutlicht die andauernden Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der 737 Max. United Airlines und Alaska Airlines fanden bei weiteren Maschinen des Typs lose Befestigungsteile. In der Folge wurden strengere Prüfungen angeordnet, die bis zu zwölf Stunden pro Flugzeug in Anspruch nehmen können. Diese neuerlichen Vorfälle bringen Boeing und insbesondere David Calhoun in eine schwierige Lage. Calhoun hatte in seiner Rolle als Aufräumer und Krisenmanager das Ziel, verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen und Boeing aus der tiefsten Krise seiner Geschichte zu führen. Die aktuellen Ereignisse werfen jedoch Fragen auf, ob die Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheitskultur und der Qualitätskontrollen bei Boeing ausreichend waren. Während die von der FAA vorgeschriebenen Untersuchungen andauern und Flugzeuge des Typs 737 Max sukzessive wieder in Betrieb genommen werden, bleibt die Industrie skeptisch. Fluggesellschaften haben angefangen, ihre stillgelegten 737 Max in wärmere Gefilde zu überführen, um sie zu überwintern, und aus den Winterflugplänen zu streichen, was auf eine längere Stilllegung hindeutet. Boeing hingegen gibt sich optimistisch und hofft, die 737 Max noch im laufenden Jahr wieder in Betrieb nehmen zu können. Die Befestigungselemente sollen künftig alle zwei Jahre inspiziert werden, um ähnliche Vorfälle zu vermeiden. Der wirtschaftliche Schaden, den Alaska Airlines durch das vorübergehende Flugverbot erleiden musste, wurde auf 150 Millionen Dollar beziffert. Boeing selbst lieferte im vergangenen Jahr mehr Flugzeuge aus als im Vorjahr und verzeichnete einen Anstieg der Nettobestellungen um 70 Prozent auf 1.314 Maschinen. Die aktuellen Entwicklungen stellen Boeing vor große Herausforderungen. Sie beeinflussen nicht nur das Vertrauen in die Sicherheit der 737 Max, sondern werfen auch Fragen nach der Zukunft des Flugzeugherstellers und seiner Führung auf. Wie Boeing und David Calhoun auf die jüngsten Zwischenfälle reagieren und welche Maßnahmen sie ergreifen, um die Sicherheit der Flugzeuge zu gewährleisten und das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen, wird entscheidend sein für die Zukunft des Unternehmens.
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