Botswana, im südlichen Afrika gelegen, beheimatet mit geschätzten 130.000 Tieren (Elephants Without Borders, EWB) die weltweit größte Elefantenpopulation. Während der Tourismus, die zweitwichtigste Einnahmequelle des Landes, von dieser Situation profitiert, bringt die hohe Elefantendichte laut Berichten der Deutschen Presse-Agentur (dpa) auch erhebliche Herausforderungen mit sich.
Der enorme Nahrungs- und Wasserbedarf der Elefanten – ein Bulle kann laut WWF bis zu 200 Liter Wasser und 150 Kilogramm Nahrung täglich konsumieren – führt zu massiven Problemen. Walona Sehularo von der Tierschutzorganisation Elephants for Africa in Botswana erklärte gegenüber der dpa, dass Elefanten auf ihrer täglichen Futtersuche große Strecken zurücklegen und dabei zahlreiche Bäume zerstören. Diese Zerstörung hat schwerwiegende Folgen für die lokale Bevölkerung: Felder und Wälder werden verwüstet, Häuser beschädigt und ganze Dörfer zerstört. Die Konflikte zwischen Mensch und Tier, so Sehularo, seien in Botswana allgegenwärtig und führten immer wieder zu Todesfällen auf beiden Seiten.
Die Bäuerin Rebecca Gatshele aus Morematao, einem Dorf am Rande des Makgadikgadi Pans Nationalparks, berichtete der dpa, wie ihre monatelange Arbeit durch Elefantenherden innerhalb weniger Stunden zunichtegemacht wurde. Auch Brunnen und Wasserleitungen werden beschädigt. Die Zerstörung durch die Elefanten ist in der Region deutlich sichtbar; etwa die Hälfte der Bäume und Sträucher sind beschädigt. Gofiwa Thebenala, Naturschutzmanager im Khwai Naturreservat, bestätigte gegenüber dpa, dass eine zu hohe Elefantendichte negative Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem, die Pflanzen- und Tierwelt habe, und eine Kontrolle der Bestände daher sinnvoll sei.
Zum Schutz ihrer Felder errichten Bauern Zäune und verbrennen von Elephants for Africa bereitgestelltes Chili. Diese Maßnahmen zeigen laut Sehularo gegenüber der dpa jedoch oft wenig Wirkung. Viele Bauern hätten die Landwirtschaft aufgrund der Elefantenplage bereits aufgegeben. Die Angst vor den Tieren präge den Alltag der Bevölkerung.
Trotz der Konflikte betonte Sehularo die wichtige Rolle der Elefanten im Ökosystem. Sie tragen zur Samenverbreitung bei, ihr Dung dient anderen Tieren als Nahrung und durch das Fällen von Bäumen machen sie Äste und Blätter für andere Pflanzenfresser zugänglich.
Die Elefantenjagd ist in Botswana ein umstrittenes Thema. 2014 verboten, wurde sie 2019 wieder erlaubt. Die Regierung argumentiert, dass Trophäenjagd und kontrollierte Keulungen zur Regulierung der Elefantenpopulation und zur Reduzierung von Konflikten beitragen. Boatametse Modukanele, Ständiger Sekretär des Ministeriums für Umwelt und Tourismus, erklärte gegenüber der dpa, dass die Einnahmen aus der Jagd in Naturschutz und soziale Projekte fließen. Die Jagdlizenzen seien auf bestimmte Gebiete beschränkt und hätten bei der hohen Elefantenzahl keinen signifikanten Einfluss auf die Population.
Die Diskussion um die Elefantenjagd erreichte auch Deutschland. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sprach sich für eine Beschränkung der Einfuhr von Jagdtrophäen aus, was zu Kritik aus Botswana führte. Wie der stern berichtet, drohte Botswana sogar mit der "Abschiebung" von 20.000 Elefanten nach Deutschland, sollte Deutschland die Einfuhrbestimmungen verschärfen. Diese Drohung verdeutlicht die Brisanz des Themas und die unterschiedlichen Perspektiven im Umgang mit den Elefanten in Botswana.
Die Frage, ob es zu viele Elefanten in Botswana gibt, wird kontrovers diskutiert. Selbst unter Forschern herrscht Uneinigkeit über die ökologische Tragfähigkeit des Landes. Es bleibt eine Herausforderung, eine Lösung zu finden, die sowohl den Bedürfnissen der Bevölkerung als auch dem Schutz der Elefanten gerecht wird.
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