8.1.2025
Bürokratieflut Ertränkt Den Mittelstand

Bürokratischer Overkill: Deutsche Unternehmen am Limit

Der deutsche Mittelstand, tragende Säule der Wirtschaft, kämpft mit einem immer größer werdenden Berg an Bürokratie, der Innovation und Wachstum behindert. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 08.01.2025 berichtete, steht der Wiesbadener Unternehmer Christopher Holtz-Kathan stellvertretend für viele, die am Rande der Verzweiflung stehen. Sein Unternehmen, Holtz Office Support, muss aufgrund der neuen EU-Verordnung zur allgemeinen Produktsicherheit (GPSR) tausende importierte Stifte mit Aufklebern kennzeichnen, die die Vertriebspartnerschaft und die Firmenadresse ausweisen. Drei Mitarbeiter sind zwei Monate lang mit dieser Tätigkeit beschäftigt – Zeit, die in der nach der Rezession wieder anziehenden Marktphase für wichtigere Aufgaben fehlt. „Seit September verzeichnen wir eine steigende Auftragslage. Und jetzt kleben wir hier Etiketten“, wird der Geschäftsführer in der FAZ zitiert. Die neue EU-Verordnung, die laut EU-Kommission die Sicherheit von Produkten gewährleisten soll, führt in der Praxis zu einem enormen zusätzlichen Arbeitsaufwand für die Unternehmen. Nicht nur das Anbringen der Aufkleber an der Ware, sondern auch die darauffolgende Dokumentation in Excel-Tabellen und die Übertragung ins ERP-System binden wertvolle Ressourcen. Mitarbeiter Heiko Schilling, eigentlich für die Entwicklung neuer Produkte verantwortlich, beklagt die zeitaufwendige „Sisyphusarbeit“, wie Holtz-Kathan es nennt. Der Fall Holtz Office Support zeigt die Kluft zwischen den Zielen der EU-Regulierung und deren Auswirkungen auf die Realität. Die Verordnung soll zwar die Produktsicherheit erhöhen, die Umsetzung führt jedoch zu einem bürokratischen Mehraufwand, der kleine und mittelständische Unternehmen überproportional belastet. Wie ein Beitrag auf LinkedIn von Maximilian Koch, CEO & Founder der Eliteverage GmbH, beschreibt, verbringen viele Start-ups und junge Unternehmen mittlerweile die Hälfte ihrer Arbeitszeit mit bürokratischen Aufgaben. Dies bremst die Innovationskraft und das Wachstum, während andere Länder mit schlankeren Prozessen und weniger Bürokratie an Deutschland vorbeiziehen. Auch die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die laut Focus Online vom 03.07.2024 Unternehmen zur Erstellung detaillierter Berichte über ihre ökologische und soziale Verantwortung verpflichtet, erweist sich als bürokratisches Monster. Der Unternehmer Manfred Schultheis berichtet, dass zwei seiner Mitarbeiter ausschließlich mit dem Ausfüllen der Fragebögen beschäftigt sind. Die Kosten für diesen zusätzlichen Verwaltungsaufwand könnten sich auf bis zu 50.000 Euro pro Jahr belaufen. Diese Beispiele verdeutlichen, dass der Bürokratiewahnsinn in Deutschland zahlreiche Branchen betrifft, vom Handwerk, wie das Handwerksblatt im Januar 2025 berichtete, bis zur Industrie. Die Dokumentationspflichten, die oft schwer umsetzbar sind und einen erheblichen Datenaufwand erfordern, stellen eine Belastung für die Unternehmen dar und behindern das Wirtschaftswachstum. Experten fordern eine Vereinfachung der Berichterstattung und eine Konzentration auf wenige zentrale Punkte. Es bleibt abzuwarten, ob die Politik auf die Probleme der Unternehmen reagiert und die Bürokratie endlich reduziert. Quellen: - Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/wie-buerokratie-einen-unternehmer-an-den-rand-des-wahnsinns-treibt-110213895.html - Focus Online: https://www.focus.de/finanzen/news/was-wir-da-alles-beantworten-sollen-ist-unglaublich-unternehmer-warnt-im-spiegel-vor-der-zunahme-an-nachhaltigkeits-formularen-die-mehrere-milliarden-euro-betragen-koennten_id_260088052.html - LinkedIn: https://de.linkedin.com/posts/koch-maximilian_als-start-up-am-rande-des-wahnsinns-b%C3%BCrokratie-activity-7264210492418658306-OTX0 - Handwerksblatt: https://www.handwerksblatt.de/themen-specials/buerokratiewahnsinn-im-handwerk/handwerk-buerokratie-vorgaben-und-gesetze-statt-eigenverantwortung-im-unternehmen
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