September 20, 2024
Bund sichert Eigenständigkeit der Commerzbank durch Verzicht auf Aktienverkauf

Bankenbranche: Bund will keine weiteren Commerzbank-Aktien verkaufen

In einer aktuellen Entscheidung hat die Bundesregierung bekannt gegeben, dass sie vorerst keine weiteren Aktien der Commerzbank verkaufen wird. Diese Maßnahme folgt auf den überraschenden Einstieg der italienischen Großbank Unicredit, die kürzlich einen signifikanten Anteil an der Commerzbank erworben hat. Der zuständige Lenkungsausschuss in Berlin hat beschlossen, die bestehende Beteiligung des Bundes an der Commerzbank aufrechtzuerhalten, um die Eigenständigkeit des Instituts zu sichern.

Die Commerzbank AG wird vom Bund als ein stabiles und ertragsstarkes Institut betrachtet. In einer Mitteilung der Finanzagentur des Bundes wurde betont, dass die Strategie der Commerzbank auf Eigenständigkeit ausgerichtet ist. Diese Strategie wird vom Bund bis auf Weiteres begleitet, was bedeutet, dass der Bund seine Beteiligung nicht weiter reduzieren wird.

Seit der Finanzkrise ist der Bund der größte Aktionär der Commerzbank. In den letzten Monaten hatte der Bund jedoch begonnen, Anteile zu verkaufen, um sich schrittweise aus der Bank zurückzuziehen. Der jüngste Verkauf von 4,49 Prozent der Anteile am 10. September 2024 wurde im Rahmen eines beschleunigten Orderbuch-Verfahrens durchgeführt. Dabei wurde die italienische Unicredit als Hauptkäufer identifiziert, die alle zum Verkauf stehenden Anteile erwarb, nachdem sie ein höheres Angebot als die Mitbewerber abgegeben hatte.

Der Zuteilungspreis für die Aktien lag bei 13,20 Euro je Aktie, was 60 Cent über dem Marktwert zum Zeitpunkt des Verkaufs war. Durch diesen Verkauf erzielte der Bund Einnahmen in Höhe von 702 Millionen Euro. Es wurde jedoch erst nach dem Verkauf bekannt, dass Unicredit sich zusätzlich 4,7 Prozent der Commerzbank-Aktien an der Börse gesichert hatte, was zunächst nicht gemeldet wurde, da die Meldeschwelle von 3 Prozent nicht überschritten wurde.

Die Gewerkschaft Verdi und der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank haben in Reaktion auf den Einstieg von Unicredit Widerstand gefordert. Sie verlangen von der Bundesregierung, sich für eine starke und unabhängige Commerzbank einzusetzen und keine weiteren Anteile abzugeben. Verdi-Chef Frank Werneke äußerte, dass der Bund sich klar für den Erhalt der Commerzbank als eigenständiges Institut positionieren müsse, insbesondere im Interesse der deutschen Wirtschaft.

Die Befürchtungen bezüglich einer möglichen Übernahme durch Unicredit sind groß. Uwe Tschäge, der Vorsitzende des Commerzbank-Gesamtbetriebsrats, warnte, dass im Falle eines Deals mit Unicredit bis zu zwei Drittel der Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Ende Juni 2024 zählte die Commerzbank weltweit rund 38.700 Vollzeitstellen, von denen mehr als 25.000 in Deutschland angesiedelt sind.

Unicredit ist durch den Kauf des Aktienpakets nun der drittgrößte Anteilseigner der Commerzbank, während der US-Vermögensverwalter Blackrock mit rund sieben Prozent der Anteile an zweiter Stelle steht. Blackrock hält seine Anteile über verschiedene Fonds, was bedeutet, dass kein strategisches Interesse an einer Übernahme besteht. Unicredit ist in Deutschland bereits durch die HypoVereinsbank vertreten, die sie 2005 übernommen hat.

Die Entscheidung des Bundes, keine weiteren Commerzbank-Aktien zu verkaufen, könnte die Chancen von Unicredit auf eine vollständige Übernahme des Frankfurter Geldhauses erheblich verringern. Die Bundesregierung hat damit ein klares Signal gesetzt, dass sie die Eigenständigkeit der Commerzbank wahren möchte und sich gegen eine mögliche Übernahme durch ausländische Banken positioniert.

Die Entwicklungen in der Bankenbranche werfen Fragen über die zukünftige Struktur und Stabilität des deutschen Bankensektors auf. Die Commerzbank, als eine der größten Banken Deutschlands, spielt eine zentrale Rolle in der Wirtschaft des Landes. Die Entscheidung des Bundes, sich nicht weiter von der Commerzbank zu trennen, könnte als Maßnahme zur Stärkung der heimischen Finanzlandschaft interpretiert werden.

In den kommenden Wochen wird es entscheidend sein, wie sich die Situation zwischen der Commerzbank und Unicredit weiterentwickelt und welche Schritte die Bundesregierung unternehmen wird, um die Unabhängigkeit der Commerzbank zu sichern.

Die Reaktionen auf die Entscheidung des Bundes sind gemischt. Während einige die Maßnahme als notwendig erachten, um die Eigenständigkeit der Commerzbank zu schützen, sehen andere darin einen möglichen Rückschritt in den Bemühungen um eine Marktanpassung und Konsolidierung in der europäischen Bankenlandschaft.

Die nächsten Schritte der Bundesregierung und der Commerzbank werden mit Spannung verfolgt, da sie das Potenzial haben, nicht nur die Zukunft der Bank, sondern auch die Stabilität des gesamten deutschen Bankensektors zu beeinflussen.

Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, Manager Magazin.

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