„Hell, yes“, ruft der Muskelmann auf dem Gartenstuhl in die Kamera und behauptet: Besser zu viel Cortisol als zu wenig. Warum er dabei kein T-Shirt und dafür eine schwarze Kappe mit rosa Tintenfisch-Bedruckung trägt, bleibt sein Geheimnis. Eine elfenhafte Influencerin glaubt hingegen, es sei „ganz wichtig, dass der Cortisolspiegel immer ausgeglichen ist“. Weil sonst Heißhungerattacken auf Salziges und auf Süßes drohen würden. Und ihre Berufskollegin aus München mutmaßt über Warnsignale von zu viel Cortisol: immer müde, trotz genügend Schlaf, Nackenschmerzen, schnell überfordert, Gewichtszunahme. Solche und ähnliche Aussagen findet man derzeit zu Hauf in den sozialen Medien. Doch was ist dran an dem Hype um das Stresshormon?
Cortisol ist ein lebenswichtiges Hormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird und zahlreiche Funktionen im Körper reguliert. Es spielt eine wichtige Rolle im Stoffwechsel, indem es den Blutzuckerspiegel reguliert und die Energiebereitstellung steuert. Cortisol ist aber auch an der Immunantwort und der Stressreaktion beteiligt.
Als Stresshormon wird Cortisol immer dann ausgeschüttet, wenn der Körper einer Belastung ausgesetzt ist – egal ob diese nun physischer oder psychischer Natur ist. In einer Gefahrensituation sorgt Cortisol dafür, dass der Körper schnell Energie mobilisieren kann, um zu kämpfen oder zu flüchten. Auch im Alltag wird Cortisol immer dann ausgeschüttet, wenn wir unter Druck stehen, zum Beispiel bei der Arbeit, im Straßenverkehr oder in Prüfungssituationen.
Kurzfristig ist die Ausschüttung von Cortisol eine sinnvolle Reaktion des Körpers, um mit Stress umzugehen. Hält der Stress jedoch über einen längeren Zeitraum an, kann ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel negative Folgen für die Gesundheit haben.
Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel kann zu verschiedenen körperlichen und psychischen Beschwerden führen.
Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Gewichtszunahme, insbesondere am Bauch - Schlafstörungen - Konzentrationsprobleme - Gereiztheit - Bluthochdruck - erhöhtes Risiko für Depressionen und Angststörungen - Hautprobleme wie Akne oder Neurodermitis - verstärkter HaarverlustLangfristig kann ein erhöhter Cortisolspiegel auch das Risiko für ernste Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose erhöhen.
In den sozialen Medien wird derzeit häufig vor dem sogenannten „Cortisol-Gesicht“ gewarnt. Das ist ein Begriff, der sich auf die Behauptung bezieht, dass ein erhöhter Cortisolspiegel zu einem runderen, aufgedunseneren Gesicht führen kann.
Tatsächlich kann ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel zu einer verstärkten Einlagerung von Fett im Gesicht führen. Allerdings ist dies nur ein Symptom von vielen, die auf einen erhöhten Cortisolspiegel hindeuten können.
Die Dermatologin Dr. med. Melanie Klijn erklärt gegenüber STYLEBOOK, dass es sich beim „Cortisol-Gesicht“ vielmehr um ein aufgedunsenes Gesicht handele, häufig durch Wassereinlagerungen. Die können mehrere Ursachen haben, so die Expertin: „nach salzhaltigem Essen, Alkohol, wenig Schlaf oder Hormone“. Es muss also nicht unbedingt an dem Stresshormon liegen, kann aber eine Ursache sein.
Wichtig ist: Wer den Verdacht hat, unter einem erhöhten Cortisolspiegel zu leiden, sollte einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abzuklären.
Die wichtigste Maßnahme, um den Cortisolspiegel zu senken, ist die Reduktion von Stress.
Folgende Tipps können helfen, Stress im Alltag zu reduzieren:
- Regelmäßige Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Progressive Muskelentspannung - Ausreichend Schlaf - Gesunde Ernährung - Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft - Zeit für Hobbys und soziale KontakteSollte der Cortisolspiegel dauerhaft erhöht sein, kann es sinnvoll sein, die Ursachen gemeinsam mit einem Arzt oder Psychotherapeuten abzuklären und eine geeignete Therapie einzuleiten.
Quellen:
- https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/cortisol-stresshormon-senken-gesund-li.3123028?reduced=true - https://www.stylebook.de/body-health/cortisol-face-dermatologin-ordnet-ein